Am 03. September 2023

leitartikel sw

EVANGELIUM: Mt 16, 21–23

Man findet keine Stelle im neuen Testament, wo Jesus offensichtlich lacht. Im heutigen Evangelium könnte man sogar den Eindruck haben, dass er jemanden, einen seiner engsten Jünger, beleidigt, ihn beschimpft: „Tritt hinter mich, du Satan.“ Wenn ich das einem Freund sagen würde, der mich davor bewahren möchte, eine für ihn offensichtliche Dummheit zu begehen, wäre er wohl, verständlicher Weise, beleidigt.

Würde man die Worte, wie wir Menschen es gerne machen, aus dem Kontext herausnehmen, wäre es auch eine Beleidigung. „Du hast nicht im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ Vergangenen Sonntag ging es um die Frage des Gottesbildes. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Was habe ich für ein Bild von Gott? Und welche Konsequenz hat das Gottesbild auf das eigene Menschenbild? Heute könnte man Fragen, was für ein Bild Jesus eigentlich von uns hat? Welches Menschenbild hat Jesus? Wie oft suchen wir uns den einfachen Weg? Wie oft schauen wir nicht nach links oder nach rechts und übersehen den anderen. Einfache Erklärungen reichen uns, um es uns selber gut gehen zu lassen. Auch immer wieder auf Kosten andere. Auch immer wieder zum Leid anderer. Auch immer wieder gegen den Willen Gottes. Wir werden zum „Widersacher“ für andere Menschen. „Widersacher“ kann man mit dem Wort „Satan“ übersetzen“. Und wenn wir als Widersacher gegen Menschen unterwegs sind, verlassen wir den Weg in der Nachfolge Jesu. Jesus hat ein gutes Menschenbild. Das Bild von einem vollkommenen Menschen. Ein Mensch, der nicht nur sich selber sieht, sondern stets den anderen im Blick hat. In Freude aber auch im Leid. Dieses Hin- und Hergerissen Sein, zwischen Freude und Leid hören wir auch bei Jeremia in der Lesung. Es gibt hier aber keine einfache Antwort. Man muss mit Jesus, mit Gott im Gespräch bleiben. So sagt es auch Paulus im Brief an die Römer. Es ist nicht immer das erste, was einen in den Sinn kommt, was die Wahrheit ist. „Tritt hinter mich,“ ist zunächst die Aufforderung wieder auf den richtigen Weg zu kommen. So wie du gerade unterwegs bist, mit deinen einfachen Erklärungen, deiner einfachen Befriedigung der Bedürfnisse, deiner einfachen Vorstellung von Glück, das ist der Weg gegen das wahre Menschsein. Ein Nicht-Mensch-Sein, ein Wider-Sacher-Sein. Jesus spricht aus, wie wir uns manchmal verhalten, damit wir es erkennen. Er lässt und aber nicht stehen, sondern bietet sich uns an, damit wir wieder ganz Mensch werden. Nicht klein denken. Denk größer und glaube an das Evangelium. Dadurch gewinnen wir Kraft, die zur wirklichen Freiheit führt. Die uns nicht an irdische, vergängliche Dinge bindet, die sowieso unmenschlich sind, weil sie uns im Leben miteinander einschränken. Denke größer und glaube an das Evangelium. Jesus beleidigt Petrus nicht. Es ist für Petrus noch nicht zu erkennen, worum es hier geht. Auch ich erkenne in vielen Situationen nicht, worum es geht, halte mich an Unwichtigem auf oder an Unwichtigem fest, weil es für mich bequem ist. Weil ich manchmal zu klein denke. Denk größer. Denk größer und glaube an das Evangelium. Wie? Tritt hinter Jesu und folge ihm nach.

Pastoralreferent Niels Materne