Am 15. Oktober 2023

leitartikel sw

LESUNG: Apg 1, 12-14

Wir feiern heute das Erntedankfest. Wir danken für die Ernte dieses Jahres, für die Früchte der Erde, für Obst, Gemüse, Getreide. Es ist ja keineswegs selbstverständlich, dass wir jeden Tag gute und gesunde Lebensmittel auf dem Tisch haben, genügend Lebensmittel, damit wir satt werden und gesund bleiben. Deshalb feiern wir heute Erntedank. Wir danken für die Früchte der Erde.

Wir danken aber auch für Gaben, die die Erde nicht geben kann. Wir danken für Begabungen, für Talente, die uns geschenkt sind. Wenn z.B. Kinder und Jugendliche wunderbar singen können, so wie hier und heute die JungSpatzen. Das macht uns Freude. Auch dafür danken wir. Wir feiern Erntedank an einem Sonntag im Oktober. Der Oktober ist auch der Rosenkranz-Monat. Am Samstag vor acht Tagen, am 7. Oktober, da war das Rosenkranzfest, der Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz. Das Fest erinnert an den 7. Oktober 1571. Was war damals geschehen? Die Osmanen – die Türken – sie wollten das Abendland erobern. Mit einer großen Kriegsflotte stachen sie im Mittelmeer in See. Eine Flotte von Schiffen aus verschiedenen Ländern aus dem Westen stellte sich ihnen entgegen. Kommandiert wurde diese Flotte von Don Juan d´Austria. Er war der Sohn von Kaiser Karl V. Im Mittelmeer vor der griechischen Stadt Patras – Lepanto – kam es zur Seeschlacht. Die Osmanen wurden besiegt. Das Abendland war gerettet. Diese Rettung, dieser Sieg in der Seeschlacht von Lepanto wurde auch dem Rosenkranzgebet zugeschrieben. Überall im Abendland wurde damals der Rosenkranz gebetet mit der Bitte um Rettung vor der Gefahr aus dem Osten. Der Rosenkranz, worum geht es? Wenn wir den Rosenkranz beten, dann nimmt uns Maria, die Mutter von Jesus, gleichsam an der Hand. Sie führt uns hin zu ihrem Sohn. Mit ihr zusammen betrachten wir wichtige Stationen und Ereignisse im Leben von Jesus. Mein Lieblingsrosenkranz ist der freudenreiche Rosenkranz. Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast, den du zu Elisabeth getragen hast, den du zu Betlehem geboren hast, den du im Tempel aufgeopfert hast, den du im Tempel wiedergefunden hast. Genau das wünsche ich uns: dass wir ihn wiederfinden, wenn wir den Eindruck haben: wir haben ihn verloren. Jesus, verloren und wieder gefunden. Drüben in Böfingen beten wir seit einigen Monaten wieder regelmäßig den Rosenkranz, in unserer Kirche Zum Guten Hirten, einmal in der Woche, immer am Dienstag, vor der Abendmesse, in der Sommerzeit um 17.45 Uhr, in der Winterzeit um 16.15 Uhr. Eine kleine Gruppe von Beterinnen und Betern kommt zusammen, aus der Kirchengemeinde und auch von außerhalb. Ich bete den Rosenkranz gerne, wenn ich längere Strecken mit dem Auto fahre. Wenn ich das tue, stelle ich fest: Das macht etwas mit mir. Ich verändere mich. Ich werde ruhiger, gelassener, rücksichtsvoller, verständnisvoller, nachsichtiger, humorvoller. Ruhe, Gelassenheit, Rücksicht, Verständnis, Nachsicht, Humor, das sind Eigenschaften, die man Fahrern einer bestimmten bayerischen Automarke eher nicht nachsagt. Man könnte sagen: Der Rosenkranz steigert die Freude am Fahren. Der Rosenkranz. Er tut der Seele gut. Der Rosenkranz ist eine Gabe, die die Erde nicht geben kann. Sie kommt nicht von der Erde, sondern vom Himmel. Auch für diese Gabe sagen wir Dank. Heute am Erntedankfest.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner