Am 19. November 2023

berg sw

EVANGELIUM: Mt 25, 14–30

Das heutige Evangelium bewegt mich jedes Mal aufs neue und ich habe noch keinen richtigen Umgang damit gefunden. Es wirkt ja zu nächst ganz klar: Wenn uns etwas anvertraut wird, sollen wir damit so umgehen, dass alle etwas davon haben. Der Begriff Talente lädt hier sogar schnell dazu ein, es auf unser Können zu übertragen. Unsere Talente, unsere Fähigkeiten, unser Können sollen wir so einsetzen, dass es mehr wird.

Wir sollen es nicht verstecken oder solange wir es haben, für uns behalten. Sie kennen alle das Evangelium, wo Jesus nach dem wichtigsten Gebot gefragt wird und er mit dem Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe antwortet. Das tolle an diesem Evangelium ist, dass hier sofort eine Rückfrage gestellt wird. Wer ist denn mein Nächster? Hier, heute fehlt eine Rückfrage, die ich gerne stellen würde: Woher weiß ich denn, welches mein Talent ist oder wenn ich es kenne, wie ich es für meinen nächsten richtig einsetzen soll, sodass es sich „vermehrt“? Wir begehen heute den Gebetstag für betroffene sexuellen Missbrauchs. Ich habe die Woche über immer wieder recherchiert und nachgelesen und mit anderen darüber gesprochen, auch wie sie heute diesen Gebetstag bei sich im Gottesdienst thematisieren. Ich bin dabei im Internet auch immer wieder auf Artikel und Blogs gestoßen, wo der Kirche - als „Täterinstitution“ das Recht abgesprochen wird, überhaupt darüber zu sprechen. Es ist auch ebenfalls sehr schwierig, wenn gar unmöglich darüber zu sprechen ohne dabei jemanden zu verletzen. Eine den Betroffenen gegenüber sensibilisierte Sprache zu finden, fällt mir schwer. Mir fehlen die Worte. Mir fehlen die Worte das Leid anzusprechen, das Menschen widerfahren ist. Mir fehlen die Worte das Leid anzusprechen, das Menschen widerfahren ist und in angemessener Form dazu hier heute einen Impuls zu geben, was man da machen kann. Worüber man nicht sprechen kann, darüber solle man schweigen, hat ein Priester mal in einer Predigt gesagt und hat sich dann schweigend hingesetzt. Vielleicht der erste Schritt. Vielleicht der erste Schritt um zuzuhören. Dem anderen zu hören. Gott zuzuhören. Gott Raum zu geben. Woher weiß ich denn, welches mein Talent ist oder wenn ich es kenne, wie ich es für meinen nächsten einsetzen soll? Ich kann mich dem heutigen Evangelium nur annähern, wenn ich es zusammen mit dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe in Verbindung bringe. Wenn ich Gott und meinen Mitmenschen in den Blick nehme, ein offenes Ohr für sie habe, dann kann ich vielleicht wahrnehmen, was ich kann um die Liebe Gottes sichtbarer werden zu lassen. Das Evangelium zeigt mir, dass dieses Können, dieses Talent nicht aus meiner Kraft entspringt, sondern das es von Gott gegeben ist. Gott sendet uns zu Menschen mit unseren Fähigkeiten, unseren Talenten, damit wir die Liebe Gottes sichtbarer machen. Damit wir das machen können, müssen wir ihm dafür Raum geben., uns ihm gegenüber öffnen. Und dann können wir durch ihn …

Pastoralreferent Niels Materne