Am 03. Dezember 2023

berg sw

EVANGELIUM: Mk 13,33-37

Wer von euch ist denn schon mal bei Rot über die Ampel gegangen? Wenn wir bei Rot über die Ampel gehen, dann haben wir oft gute Gründe: Wir haben es eilig und wollen nicht zu spät kommen. Es ist kalt oder nass, und wir wollen nicht krank werden. Und kommen wir uns nicht manchmal komisch vor, wenn wir alleine an einer roten Ampel stehen? Und alle anderen laufen einfach weiter – so als ob es die Ampel gar nicht gäbe?

Rechts und links huschen Menschen vorbei. Andere kommen uns entgegen. Manche schauen uns merkwürdig an, so als ob sie uns sagen wollten: „Was stimmt mit dir nicht? Warum bleibst du stehen?“ Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt. Sind wir dann nicht versucht, nachzugeben – und auch bei Rot loszulaufen? Einfach mit allen anderen mitzulaufen? Dabei wissen wir, dass man das nicht tun sollte – bei Rot über die Ampel gehen. Einmal, weil es gefährlich ist. Und dann aber auch, weil wir eine Vorbildfunktion für die Schwächeren haben. Eine Vorbildfunktion, damit auch kleine Kinder lernen können, wie sie sicher über die Straße kommen. Aber die Versuchung ist da, wenn alle anderen einfach weiterlaufen: mitzulaufen. Im heutigen Evangelium ermahnt uns Jesus, nicht die Geduld zu verlieren. Wachsam zu sein. An der Ampel stehen zu bleiben, auch wenn alle anderen weiterlaufen. Sich nicht beirren zu lassen. Jesus benutzt natürlich nicht das Bild einer Ampel. Die gab es vor 2000 Jahren noch nicht. Er benutzt das Bild des Türhüters. Der Türhüter soll auf das Haus aufpassen, während der Eigentümer des Hauses auf einer Reise ist. Der Türhüter ist versucht einzuschlafen – alle anderen schlafen ja auch. Und es ist doch viel einfacher, sich dem Schlaf zu ergeben, als gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Die Worte des heutigen Evangeliums sind besonders an die ersten Christen vor 2000 Jahren gerichtet. Die haben damals darauf gewartet, dass Jesus endlich wiederkommt, so wie er es versprochen hatte. Aber er kam und kam nicht. Lohnt sich das Warten überhaupt? Lohnt es sich, all die Verfolgungen zu ertragen? Lohnt es sich, sich um die Armen zu kümmern? Mit ihnen zu teilen? Diejenigen, die sich nicht um andere kümmern – denen scheint es besser zu gehen. Sie haben mehr für sich. Mehr Geld. Mehr zu essen. Mehr Besitz. Warum also die ganze Mühsal? Warum wachsam sein, wenn alle anderen schlafen? Warum an der roten Ampel warten, wenn alle anderen einfach weiterlaufen und scheinbar viel mehr vom Leben haben? Jesus ermahnt die Christen damals und uns heute: „Bleibt mir treu! Folgt mir weiter nach! Habt Geduld und bleibt wachsam! Werdet nicht wie die anderen, die den einfachen Weg gehen!“ Wir haben zu Beginn des Gottesdienstes und eben im Anspiel viel vom Licht gehört, das Jesus auf die Erde gebracht hat. „Jesus macht unser Leben hell“, so hieß es beispielsweise. Unsere Aufgabe als Christen ist es, dieses Licht durch uns hindurch auf andere Menschen scheinen zu lassen – besonders auf die Menschen, denen es nicht so gut geht! Wir empfangen das Licht. Wir geben es weiter. Unsere Aufgabe ist es, Vorbild zu sein. Ein Vorbild, damit es auch den Schwächeren gut geht. Auch, wenn es oft mühsam ist. Auch, wenn andere uns manchmal merkwürdig ansehen: „Warum macht die das? Warum macht der das?“ Vielleicht ist euch aufgefallen, dass wir hier vorne in lila gekleidet sind. Lila, bzw. violett – diese Farbe hat im Gottesdienst eine besondere Bedeutung. Sie zeigt, dass wir als Christen uns in einer Zeit der Besinnung befinden. Eine Zeit, in der wir über uns nachdenken wollen. Und über unsere Beziehung zu Jesus. Die Adventszeit ist so eine Zeit der Besinnung. Wir bereiten uns auf die Ankunft des Jesuskindes vor. Wir denken darüber nach, wie wichtig Jesus für unser Leben ist. Wir denken darüber nach, wie wir ihm nachfolgen können. Wir richten unser Leben an ihm aus. Vielleicht bleiben Sie, vielleicht bleibt ihr in dieser Zeit einmal ganz bewusst an einer roten Ampel stehen. Nehmt euch die Zeit – auch wenn alle anderen einfach so durchs Leben weiterlaufen. Nehmt euch die Zeit zum Nachdenken – über euch, über Jesus. Die Ampel wird ganz gewiss grün werden. Und dann machet euch auf und werdet Licht.

Diakon Markus Lubert