Am 10. Dezember 2023

berg sw

EVANGELIUM: Mt 17, 10-13

Am vergangenen Sonntag, am 1. Advent, hat das neue Kirchenjahr begonnen. In unseren beiden Kirchengemeinden St. Josef in Jungingen und Zum Guten Hirten hier in Böfingen geben wir uns jedes Jahr ein neues Jahresthema. In diesem Jahr lautet es: Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dieses Wort geht auf Alfred Delp zurück. Bei ihm heißt es: Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.

Wer war Alfred Delp? Er war Theologe, Jesuit. Er war im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet. Am 2. Februar 1945 wurde er hingerichtet, ermordet. Der 2. Februar ist das Fest Mariä Lichtmess, Darstellung des Herrn. 40 Tage nach der Geburt bringen Maria und Josef das Jesuskind nach Jerusalem in den Tempel, um es dem Herrn zu weihen, so wie es das Gesetz vorschreibt. Im freudenreichen Rosenkranz beten wir: Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast. Jesus im Tempel aufgeopfert. Alfred Delp, der Priester, der Jesuit, er folgt Jesus nach. Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Dieses Wort schrieb Alfred Delp an Weihnachten 1944 im Gefängnis mit gefesselten Händen. Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Wir haben uns entschieden, dieses Wort ein wenig zu verändern. Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Er lebt das Leben erst einmal mit jedem einzelnen und jeder einzelnen von uns. Er wohnt im Herzen eines jeden Menschen. Da ist er uns ganz nah. Dort können wir seine Stimme hören. Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dieses Wort soll uns begleiten durch das neue Jahr, durch das neue Kirchenjahr. Dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Das war das Leitwort des Deutschen Katholikentags 1984 in München. Damals wurden in Europa atomare Mittelstreckenraketen stationiert, auch hier bei uns in Neu-Ulm. Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dieser Gedanke klingt an im Evangelium. Johannes der Täufer sagt: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“ Gott selber kommt zu uns in unsere Welt, in Jesus Christus. Er schenkt uns seinen Heiligen Geist, in der Taufe und in der Firmung. Er stiftet Gemeinschaft. Wir sind mit ihm verbunden. Wir sind miteinander verbunden. Gemeinschaft miteinander. Gemeinschaft mit Gott. Das ist uns wichtig, kostbar. Das feiern wir hier und jetzt. Dem Leben trauen, weil Gott es uns lebt. Dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dieses Wort begleitet uns in einer Zeit, die keine leichte ist, in einer Welt, die in vielen Bereichen aus den Fugen geraten ist. Menschen leiden unter Hunger und Armut, unter Gewalt und Krieg. Viele fliehen deshalb aus ihrer Heimat auf gefährlichen Wegen, über das Meer. Manche sterben auf diesem Weg, Kinder, Frauen, Männer. Geflüchtete kommen auch zu uns. Wir wollen ihnen helfen. Aber auch wir kommen an Grenzen. Wer kann helfen? Kann der helfen, dessen Kommen wir jetzt im Advent erwarten? Kann das Kind helfen, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern? Jedes Jahr. Gott kommt zu uns in unsere Welt, auch in die Dunkelheiten dieser Welt. Wir können dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner