Am 07. Januar 2024
LIED: Ich kann dem Leben trauen ...
Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Dem Leben trau´n, weil Gott es mit uns lebt. So haben wir gesungen vor dem Evangelium. Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Das ist unser Jahresthema für 2024. Was heißt das aber konkret? Praktisch? Es öffnet sich der Himmel und Gottes Stimme spricht: Du bist mein Sohn, der mir so teuer ist. Jesus wird im Jordan getauft von Johannes.
Das ist tatsächlich geschehen. Ganz sicher. Sagen uns die Historiker. Vieles, was die Bibel erzählt, ist ja nicht wirklich passiert, wurde erfunden. Nicht aber die Geschichte von heute. Johannes tauft Jesus. Für die ersten Christen ist das ein Problem. Warum? Johannes ist ein Bußprediger. Er sagt den Leuten: Ihr seid böse. Ihr müsst umkehren, eure Sünden bekennen, euch taufen lassen, untertauchen im Wasser, neu auftauchen, ganz frisch, ganz rein, wie neugeboren. Wenn ihr das nicht tut, wird Gott euch vernichten. Er wird euch in nie erlöschendem Feuer verbrennen. Viele tun, was Johannes sagt, auch Jesus. Warum? Er ist doch der Sohn Gottes, ohne Sünde. Warum trotzdem die Taufe? Zeichen der Umkehr, Zeichen der Vergebung? Johannes, der Knecht, tauft Jesus, seinen Herrn. Warum? So fragen die ersten Christen. Niemals hätten sie sich so eine Geschichte ausgedacht. Johannes tauft Jesus. Warum? Will Jesus, Gottes Sohn, ohne Sünde, einfach nur ein gutes Beispiel geben, den anderen, obwohl er selbst das gar nicht nötig hat? Vergebung? So tun als ob? Nein. Jesus lässt sich taufen, weil der Ruf zur Umkehr dem ganzenGottesvolk gilt, nicht nur einzelnen. Jesus ist Teil des Gottesvolkes. Die Menschen damals im Orient denken nicht vom Einzelnen her. Sie denken immer von der Gemeinschaft her. Und wir heute? Seit dem 16. Jahrhundert – Renaissance - und seit dem 18. Jahrhundert – Aufklärung – sehen wir den Menschen als Einzelnen, als Individuum. Das hat Folgen. Die Individualisierung schreitet fort und mit ihr verbunden die Vereinsamung. Institutionen verlieren Mitglieder. Vereine, Parteien, Gewerkschaften und auch die Kirchen. Viele treten aus, aus der katholischen und aus der evangelischen Kirche gleichermaßen. Sie sparen die Kirchensteuer. Sie ärgern sich darüber, dass in der Kirche Menschen sind, die Fehler machen, schlimme Fehler. Sie sagen: Christ sein, ein guter Mensch sein, das kann ich auch ohne Kirche. Stimmt das? Ja und nein. Ja. Gott begegnet mir in meinem Herzen. Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt. Auch Menschen außerhalb der Kirche erleben das und sie tun Gutes. Sie helfen anderen selbstlos. Trotzdem gilt: Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt. Was wäre ich denn ohne die Gemeinschaft der Christen, ohne Kirche? Meinen Glauben habe ich nicht selbst gemacht, ganz allein. Nein. Er wurde mir geschenkt, von meiner Familie, von meinen Lehrerinnen und Lehrern, von meinem Pfarrer. Mein Glaube kann nur überleben eingebunden in den Glauben anderer. Wenn ich am Sonntag nicht in die Kirche gehen kann, weil ich krank bin oder auf Reisen, dann fehlt mir etwas. Das ist so, wie wenn ich das Mittagessen ausfallen lassen, weil ich um 12 Uhr eine Beerdigung zu halten habe. Da spüre ich den Hunger. Hunger verlangt nach Nahrung.
Es öffnet sich der Himmel und Gottes Stimme spricht:
Du bist mein Sohn, der mir so teuer ist.
Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt.
Dem Leben trau´n, weil Gott es mit uns lebt.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner