Am 03. März 2024

leitartikel sw

EVANGELIUM: Joh 2, 13–25

Alle 14 Tage wird meine Wohnung gründlich gereinigt. Die Hausfrauen und die Hausmänner unter Ihnen wissen, was da zu tun ist. Eine Menge Arbeit. Ich mache das selbst und ich mache es gern. Meistens. Das hält fit. Von einer Grundreinigung ist auch heute im Evangelium die Rede. Allerdings findet die nicht 14-tägig statt, sondern einmalig. Jesus reinigt den Tempel in Jerusalem.

Er treibt die Händler und die Geldwechsler aus dem Tempel hinaus. Was soll das? Pilger aus der ganzen Welt kommen nach Jerusalem. Sie wollen im Tempel beten und dort ein Opfer darbringen. Die Opfertiere, die dafür nötig sind, müssen sie nicht mitbringen. Die können sie direkt vor Ort kaufen. Wenn sie als Ausländer das passende Geld nicht parat haben, können sie ihr Geld in die Landeswährung umtauschen. Geldwechsler und Händler tun also einen wichtigen Dienst. Was ist daran falsch? Warum vertreibt Jesus sie aus dem Tempel? Jesus stellt sich in die Tradition der alttestamentlichen Propheten. Sie sagen: Täglich werden im Tempel Tiere geschlachtet und auf dem Altar verbrannt. Will Gott das? Braucht er diese Opfer? Will er nicht etwas ganz Anderes? Er will, dass wir unsere Mitmenschen anständig behandeln. Er will, dass wir ihnen helfen, wenn sie unsere Hilfe brauchen. Den Armen sollen wir beistehen. Gott will, dass wir hilflose und wehrlose Menschen nicht ausbeuten, sie nicht unterdrücken, sie fair behandeln. Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Jesus treibt die Händler und die Geldwechsler aus dem Tempel hinaus. Darf er das? Wer darf das tun? Im Tempel einmal so richtig aufräumen, den Tempel reinigen, alles hinauswerfen, was da nicht hineingehört? Das darf eigentlich nur der, dem der Tempel gehört: Gott. Wenn Jesus es tut, dann zeigt er damit: Ich habe einen Auftrag von Gott. Ich handle in göttlicher Vollmacht. Später sagen wir Christen: Er ist Gottes Sohn. Gott von Gott, eines Wesens mit dem Vater. Wer sieht, was Jesus im Tempel tut, muss sich entscheiden: Handelt er im Auftrag Gottes? Hat er die göttliche Vollmacht? Ja oder nein? Viele sagen: ja. Die Hohepriester und die Schriftgelehrten sagen: nein. Dieses Nein hat Folgen für Jesus. Jesus reinigt den Tempel und was tun wir? Seit zweieinhalb Wochen läuft sie, die Fastenzeit. Viele von uns nehmen diese Zeit sehr ernst. Wir verzichten auf Süßigkeiten, auf Alkohol, auf Fleisch, auf stundenlanges Surfen im Internet, auf stundenlanges Fernsehen. Warum tun wir das? Der Apostel Paulus sagt: Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist? Wir schauen hinein in unseren Tempel und stellen fest: Da ist manches drin, was nicht hineingehört, was uns abhängig macht, was uns schadet. Das werfen wir jetzt hinaus, zumindest mal für sechseinhalb Wochen. Wir stellen fest: Das tut uns gut. Das macht uns frei. Tempelreinigung. Übrigens, wenn sie den Einstieg verpasst haben, vor zweieinhalb Wochen, es ist noch nicht zu spät. Wir stellen eine letzte Frage: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein ganz am Ende? Wir schauen in unseren Tempel und stellen erleichtert fest: Da ist nichts mehr drin, was nicht hineingehört, nichts, was uns abhängig macht, nichts, was uns schadet. Alles ist picobello. Eine weitere Tempelreinigung ist nicht mehr nötig. Wir stellen fest: Das haben wir nicht selbst gemacht. Das wurde uns geschenkt. Einfach so. Gratis. Gott sei Dank. Alles passt. Nicht nur für sechseinhalb Wochen, sondern für immer.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner