Am 17. März 2024

leitartikel sw

EVANGELIUM: Joh 12, 20–33

Wir feiern das Patrozinium unserer Kirche St. Josef, Schwestern und Brüder. In meinen Maiandachten schaue ich gerne auf die Worte Mariens, die in der Bibel überliefert sind. Mit Blick auf das Hochfest des Hl. Josef möchte ich daher auf die Worte schauen, die uns von Josef überliefert sind. Weiß jemand, wie viele Zitate Josefs wir in der Bibel finden? Kein einziges!

Es ist nicht wichtig, was Josef gesagt hat. Wichtig ist das, was er getan hat. Josef ist der Hörende. Der Hörende und Handelnde. Im Traum spricht Gott zu Josef durch einen Engel, drei Mal. So überliefert es das Matthäus-Evangelium:

  • Beim ersten Mal fordert Gott Josef auf, Maria zur Frau zu nehmen. Josef hört Gottes Wort und nimmt Maria zu sich.
  • Beim zweiten Mal fordert Gott Josef auf, mit Jesus und Maria vor Herodes nach Ägypten zu fliehen. Josef hört Gottes Wort und führt seine Familie nach Ägypten.
  • Beim dritten Mal fordert Gott Josef auf, mit Jesus und Maria nach Israel zurückzukehren, und sie nach Nazareth zu bringen. Josef hört Gottes Wort und führt seine Familie nach Nazareth.

Auf Gottes Wort hören und handeln. Und sich selbst dabei zurücknehmen. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“ So hat es das heutige Evangelium ausgedrückt. Josef nimmt sich selbst ganz zurück. Er lässt sich von Gott in Dienst nehmen, in Dienst nehmen für die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Und ein weiterer Vers aus dem heutigen Evangelium passt auf Josef: „Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein“, sagt Jesus. Josef ist bei der Geburt Jesu dabei – dem Kind, das nicht sein leibliches ist. Josef ist dort, wo Jesus vor Herodes Schutz suchen muss, in Ägypten. Und er ist dort, wo Jesus sein muss, damit sich das Schriftwort erfüllt: In Nazareth. Auf Gottes Wort hören und entsprechend handeln. Ist Josef ein Vorbild auch für uns? Gottes Wort herauszuhören, fällt in der heutigen Zeit schwer, finde ich. Die Welt um uns herum ist laut. Viele Informationen und Nachrichten prasseln auf uns ein. Nachrichten, die uns beunruhigen. Informationen, die gelogen sind – und mit denen wir manipuliert werden sollen. Fake-News. Nachrichten, die uns das Gefühl geben, dass wir hilflos und klein sind. Wie soll ich da meine Aufgabe im Heilsplan Gottes erkennen? Jederzeit Gottes Wort hören können wir, wenn wir die Bibel lesen – oder die Schrifttexte im Gottesdienst hören. Der Vers, der mich im heutigen Evangelium am meisten anspricht, ist der folgende: „Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein“. Jesus sagt hier ausdrücklich nicht: „Wo mein Diener ist, da werde auch ich sein.“ Also: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Sondern: „Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.“ Das ist die Aufforderung an uns, Jesus in unserem Umfeld zu suchen: Bei den Armen und Kranken, bei den Einsamen und Trauernden. „Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.“ Hören und Handeln – so wie Josef es uns vorgelebt hat. Im Kloster Heiligkreuztal bei Riedlingen ist die Ausbildungsstätte für Ständige Diakone unserer Diözese. Dort finden wir unter anderem das sogenannte Josefhäusle. Im Josefshäusle sehen wir einige Ikonen auf denen Josef abgebildet ist: 

  • Josef als liebevoller Vater, der den kleinen Jesus tröstet, weil er sich verletzt hat.
  • Josef, der seinen Sohn in die Tora, in die jüdische Religion einführt.
  • Josef, der das Brot mit seiner Familie – Maria und Jesus – bricht.
  • Josef als Sterbender – begleitet im Sterben von Maria und Jesus.

Wir finden im Josefhäusle nicht nur Ikonen, sondern auch eine Holzskulptur: Josef als Zimmermann mit seinem Werkzeug. Vor ihm steht Jesus als kleiner Junge. Der kleine Jesus trägt ein Holzmodell vom Kloster Heiligkreuztal, das Josef für ihn gemacht hat. Stolz blickt Jesus zu seinem Papa auf. „Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns“, sagen die Leute im Matthäus-Evangelium über Jesus. Eine ganz ähnliche Szene sehen wir hier vorne bei der Maria. Josef und Jesus sind beide in der Werkstatt. Jesus trägt bereits das weiße Gewand der Verklärung – eine Vorausschau auf seine Göttlichkeit. Josef trägt ein Gewand aus zwei Farben: Weiß und Blau. Weiß – die Göttlichkeit Jesu. Blau: Die Farbe der Maria. Josef dient als Familienvater beiden. Jesus hat in dieser Szene selbst etwas aus Holz geschnitzt und zeigt es stolz seinem Papa. Seinem Papa, der sein Vorbild ist. Jesus hat ein Kreuz geschnitzt. Wenn man das Kreuz genau betrachtet, dann sieht man die ausgebreiteten Arme des Gekreuzigten. Eine Vorausschau auf Karfreitag. „Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn von Maria“, so sagen die Leute im Markus-Evangelium über Jesus. Zwei Zimmermänner in ihrer Werkstatt, in einer sehr eindrücklichen Szene. Diese Werkstatt gehört nun unserer Gemeinde St. Josef. Familie Mermi hat sie der Gemeinde geschenkt. Vergelt’s Gott und herzlichen Dank für dieses einzigartige Geschenk!

Diakon Markus Lubert