Am 21. April 2024

leitartikel sw

EVANGELIUM: JOH 10,11-21

Der gute Hirte, er befindet sich auf unserem Kirchplatz. Auf dem Arm trägt er ein kleines Lamm. Neben ihm steht ein großes Schaf. Dieses beobachtet genau, was da passiert. Manchmal spricht es auch darüber. Ich höre ihm zu und schreibe auf, was es sagt. Hier ist sie, die Predigt des Schafs. Unglaublich, was neulich passiert ist. Ein Bagger fährt auf und fängt an zu baggern, direkt um mich herum.

Damit niemand in die Grube fällt, wird alles abgesperrt mit rot-weißem Flatterband. Damit das nicht wegflattert, wird es mir um den Hals gewickelt. Das sah irgendwie chic aus, und wir Schafe helfen, wo wir können. Doch wozu das ganze? Drei Lampen auf dem Platz gingen nicht mehr. Genauer, die Stromleitung war kaputt. Die wurde jetzt repariert, damit wir Schafe immer im rechten Licht stehen, sogar nachts. Heute ist ein Fest hier in Böfingen. Wir feiern den Namenstag des Guten Hirten. Da ist vielleicht was los! In der Kirche singt Choreluja. Das macht mir große Freude. Wir Schafe sind sehr musikalisch, auch wenn man uns das nicht ansieht. Es geht weiter im Gemeindehaus. Es gibt Mittagessen, Kaffee und Kuchen, ein Programm für Kinder, und es wird Theater gespielt. Schade, dass ich da nicht hineindarf, ins Gemeindehaus und in die Kirche. Wir Schafe müssen halt draußen bleiben. Wie lange wir uns das wohl noch gefallen lassen, diese Ausgrenzung? Ich bin dafür, dass in der Kirche ein Gleichstellungsbeauftragter für Schafe eingesetzt wird. Noch etwas gibt es heute: die 72-Stunden-Aktion des Bundes der deutschen katholischen Jugend BDKJ. Ja, auch so komplizierte Wörter können wir Schafe uns merken und fehlerfrei aussprechen. Erst am Donnerstag hat unsere KjG erfahren, was ihr Auftrag ist, wo sie in diesen vier Tagen die Welt ein bisschen besser machen soll. Die KjG soll eine Tauschbörse einrichten. Wenn Menschen etwas besitzen, was sie nicht mehr brauchen, können sie das ins Gemeindehaus bringen und sich dafür etwas anderes aussuchen. Leider kann ich als Schaf da nicht mitmachen. Ich habe nichts, was ich nicht brauche, und mir fehlt nichts. Noch etwas zum Schluss. Wir Schafe haben große Ohren. Damit hören wir, was in der Kirche passiert, obwohl wir draußen vor der Tür stehen. Was höre ich? Die singen in der Kirche immer das gleiche Lied, seit Monaten. Was ist das für ein Lied? So habe ich den guten Hirten gefragt, den obersten Hirten, den im Himmel. Er hat mir gesagt: Ich hatte eine Idee. Die Böfinger und die Junginger geben sich jedes Jahr ein Jahresthema. Wie wäre es, wenn sie ein Lied zum Jahresthema hätten? Da habe ich mir ein Lied ausgedacht. Die erste Strophe lautet: Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt; dem Leben traun, weil Gott es mit uns lebt. Die zweite Strophe ist jedes Mal eine andere. Sie passt zum jeweiligen Sonntag oder Festtag. Dieses Lied habe ich dem Pfarrer geschickt. Der hat es aufgeschrieben auf kleine Zettel. Die liegen im Gesangbuch. Aber diese Zettel brauchen die Leute schon lange nicht mehr. Die singen das Lied auswendig. Wie lautet eigentlich die zweite Strophe heute? Wir Schafe können leider nicht singen. Deshalb lese ich sie euch vor: Der gute Hirte führt uns. Er kennt die Herde gut. Er geht voran; er macht uns neuen Mut. Allen Schafen und allen Menschen wünsche ich einen schönen, festlichen und mutigen Namenstag Zum Guten Hirten.


Pfarrer Dr. Bernhard Lackner

 

Kehrvers zum Jahresthema 2024

Ich kann dem Leben trauen,
weil Gott es mit mir lebt.
Dem Leben trau´n,
weil Gott es mit uns lebt.

Vers zum 4. Sonntag der Osterzeit 

Der gute Hirte führt uns.
Er kennt die Herde gut.
Er geht voran;
er macht uns neuen Mut.

Text des Kehrverses: nach Alfred Delp
Vers: Bernhard Lackner
Musik: Kurt Rommel Gotteslob Nr. 448