Am 11. August 2024

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Elija hat den Blues. Der Prophet ist mit seinen Kräften am Ende. Ihm reichts. Nun ist es genug, Herr. So sagt er. Elija hat den Blues. Wie kommt das? Er hatte versucht, seinen Auftrag zu erfüllen. In Israel sollte er gegen die falsche Religion kämpfen, für den wahren Glauben. Elija, sein Name ist sein Programm. Er bedeutet übersetzt: Mein Gott ist Jahwe. Jahwe, der Herr, er führt sein Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten, durch die Wüste, in das Gelobte Land.

Dort, in Kanaan, werden damals noch andere vermeintliche Götter verehrt. Einer von ihnen ist Baal, der Gott der Fruchtbarkeit. Er sorgt für Sonne und Regen zur rechten Zeit. Er sorgt für gute Ernten. So glauben viele. Baal ist auch der Gott des Handels und des Verkehrs. Gute Ernten erzielen, gute Geschäfte machen, was ist daran falsch? Falsch wird es, wenn wirtschaftlicher Erfolg an die oberste Stelle rückt, an die Stelle, die allein Gott gehört. Dafür steht der Name Baal. Gegen ihn kämpft Elija mit aller Kraft. Dabei stößt er an seine Grenzen. Elija hat den Blues. Damit ist er nicht allein. So wie ihm geht es Menschen zu allen Zeiten, auch heute. Viele stehen morgens um 6 Uhr auf, gehen zur Arbeit, arbeiten 8, 9 oder 10 Stunden. Sie ernähren ihre Familie. Sie zahlen Steuern und Sozialabgaben, auch für die, die nicht arbeiten können oder nicht arbeiten wollen. Viele arbeiten, bis an ihre Grenzen und darüber hinaus. Ihnen ergeht es wie Elija. Er ist mit seinen Kräften am Ende. Er hat den Blues. Was kann man da tun? Was tut Elija? Elija sagt, was ihn belastet. Er spricht es aus. Er behält es nicht für sich. Er sagt es Gott: Nun ist es genug, Herr. Indem er es ausspricht, teilt er sein Leid mit dem, der ihm zuhört. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Thomas von Aquin war einer der größten Theologen der Kirche. Er kennt Mittel gegen die Traurigkeit. Eines dieser Mittel ist: Einen Freund besuchen und mit ihm reden. Wenn dieser Freund Gott ist, heißt das: Mit Gott reden, beten. Elija hat den Blues. Was tut er dagegen? Er legt sich unter einen Ginsterstrauch in den Schatten und schläft. Schlafen, das tut dem Leib und der Seele gut, wenn die Kräfte am Ende sind. Schlafen, ausruhen, im Schlaf neue Kräfte sammeln, sich regenerieren, auch dieses Mittel kennt der heilige Thomas: Schlafen. Es folgt ein dritter Schritt. Elija wird geweckt von einem Engel. Der sagt: Steh auf und iss! Elija schaut sich um. Er sieht Brot und Wasser. Er isst und trinkt und legt sich wieder hin. Die Hilfe kommt von außen, von einem anderen, von einem Engel. Elija ist bereit, diese Hilfe von außen zu erkennen und sie anzunehmen. Er isst und trinkt. Er stärkt sich. Thomas kennt auch dieses Mittel: Gut essen und trinken, sich stärken, sich etwas gönnen. Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich. Noch einmal meldet sich der Engel. Elija tut, was er sagt. Dann wandert er durch diese Speise gestärkt 40 Tage und 40 Nächte zum Gottesberg Horeb. Mit neuer Kraft kann Elija seinen Weg gehen. Mit neuer Kraft kann er seine Aufgabe erfüllen. Was hat ihm geholfen? Wer hat ihm geholfen? Elija sagt, was ihn belastet. Mit einem Freund reden. Mit Gott reden. Beten. Elija schläft. Das tut dem Leib und der Seele gut. Elija isst und trinkt. Gut essen und trinken. Sich etwas gönnen. Mittel gegen die Traurigkeit. Sie helfen gegen den Blues.


Pfarrer Dr. Bernhard Lackner