Am 08. September 2024
Wir wollen das Evangelium verstehen, auch heute, dieses Evangelium von der Heilung des Taubstummen. Die Kirchenväter, bedeutende Theologen in den ersten Jahrhunderten der Kirche, sie kennen die Lehre vom vierfachen Schriftsinn. Sie stellen vier Fragen und wir mit ihnen. Die erste Frage lautet: Was ist tatsächlich geschehen, damals vor beinahe 2000 Jahren?
Jesus von Nazareth hat kranke Menschen geheilt, auch Menschen, die gehörlos sind und nicht sprechen können. Vermutlich war es genauso, wie es heute im Evangelium erzählt wird. Ein bisher Taubstummer kann plötzlich hören und reden. So etwas spricht sich schnell herum. Deshalb kommen die Leute zu Jesus in großer Zahl. Sie erhoffen sich von ihm Heilung, Gesundheit. Wir kommen zur zweiten Frage: Was sagt uns das Evangelium über unseren Glauben an Gott, der sich in Jesus Christus gezeigt hat? Unmittelbar bevor der Taubstumme geheilt wird, blickt Jesus zum Himmel auf. Er ist in Verbindung mit Gott, seinem Vater im Himmel. In der Heilung des Taubstummen ereignet sich das, was Jesus Reich Gottes nennt, Himmelreich. Gott will, dass alle Menschen gut leben können, in Gerechtigkeit, in Frieden. Dazu gehört auch, dass Kranke gesund werden, dass alle hören und sprechen können. Dieses neue gute Leben beginnt schon hier und jetzt, überall wo Jesus wirkt. Es folgt die dritte Frage: Was sollen wir tun? Wir kümmern uns um Kranke. Das tun wir als Einzelne und als Kirche. Unsere Nachbarschaftshelferinnen begleiten ältere und kranke Menschen zum Arzt und zum Einkaufen. Sie helfen ihnen im Haushalt. Unsere Kirche betreibt Krankenhäuser, Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und Einrichtungen für Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen. Wir kümmern uns darum, dass Menschen miteinander in Kontakt kommen, miteinander sprechen. Wir hören zu. Heute ist der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der Mediensonntag. Papst Paul VI. hat ihn 1967 eingeführt, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Kirche öffnete sich für die moderne Welt. Dazu gehören die Medien. Sie prägen mehr und mehr unser Leben: Zeitung, Radio, Fernsehen, PC und Internet, Mobiltelefon. Ein Kind fragt seinen Großvater: Du Opa, als es noch keine Computer gab, wie kam man da eigentlich ins Internet? Ganz aktuell ist die Künstliche Intelligenz. Als ich diese Predigt geschrieben habe, habe ich das Tool Chat GPT aufgerufen und kurz überlegt: Soll ich diese Predigt von Chat GPT schreiben lassen? Ich versichere Ihnen: Diese Predigt wurde nicht von künstlicher Intelligenz verfasst, sondern von meiner eigenen. Medien, sie sind Chance und Gefahr. Die Chance: Wir können mit vielen Menschen in Kontakt sein, schnell, unkompliziert. Wir haben Zugang zu Wissen und zu Dienstleistungen. Die Gefahr: Viele Informationen in den Medien sind falsch, Fake News, Lügen. Menschen werden gezielt manipuliert und abgezockt. Medienkonsum kann abhängig machen. Viele, vor allem Jugendliche, verbringen täglich Stunden am PC und am Mobiltelefon. Es bleibt die vierte Frage: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein ganz am Ende? Krankheiten, Einschränkungen, Barrieren, sie sind verschwunden. Alle Menschen können hören und sprechen. Alle können aufeinander hören und miteinander sprechen. Das geht dann ganz direkt, ohne Mobiltelefon, ohne PC, ohne Medien, ohne soziale Kommunikationsmittel. Wir staunen, dass so etwas möglich ist und sagen: Er hat alles gut gemacht.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner