Am 15. September 2024
Die wichtigste Frage im ganzen Evangelium lautet: Wer ist dieser Jesus eigentlich? Ein Handwerker aus Nazaret? Ein Wanderprediger? Ein Träumer? Ein Prophet? Simon Petrus antwortet: Du bist der Christus, der Messias. Jesus selbst aber nennt sich den „Menschensohn“. Er ist der Christus, der Messias, der erhoffte Retter.
Er ist aber nicht der Messias, den viele damals erwarten, ein glanzvoller Feldherr, der die Feinde besiegt, einer, der die Römer, die verhasste Besatzungsmacht, aus dem Land jagt. Jesus ist nicht der König, der sich an die Spitze des Volkes stellt, der es zu Ruhm und Macht bringt, so wie David und Salomo, große Könige damals vor langer Zeit, wenn es sie denn tatsächlich gegeben hat, die berühmten Könige David und Salomo. Jesus ist kein König wie sie, er ist der Menschensohn. Er wird durch Leiden und Tod gehen. Wer an ihn glaubt, folgt ihm auf seinem Weg. Nur wer Jesus nachfolgt, wer mit ihm auch den Weg des Kreuzes geht, weiß, wer er ist. Jesus nachfolgen, sein Kreuz auf sich nehmen, was bedeutet das? Wie geht das ganz konkret? Jesus nachfolgen, sein Kreuz auf sich nehmen, das meint nicht: Wenn es uns gut geht, wenn wir Freude am Leben haben, dann ist das schlecht. Wir müssen gleichsam die Freude ablegen. Wir müssen uns etwas suchen, was uns belastet, ein Kreuz eben. Das ist nicht gemeint. Sein Kreuz auf sich nehmen, Jesus nachfolgen, das bedeutet: Im Leben gibt es nicht nur schöne und helle Tage. Es gibt auch das andere: Leid und Not, Lasten, die uns auferlegt sind, ob wir es wollen oder nicht. Lasten des Lebens. Wir können sie tragen, sagt das Evangelium, weil wir auf Jesus schauen. Er trägt das Kreuz. Er ist bei uns. Ihm können wir nachfolgen. Ihm können wir hinterhergehen. So steht es wörtlich im Markusevangelium. Sieger Köder war nicht nur Maler, sondern auch Pfarrer. Er besuchte einen Schwerkranken. Dem hielt er keine Predigt. Er malte ihm ein Bild. Darauf zu sehen: Jesus. Er trägt das Kreuz. Hinter Jesus geht der Kranke unter dem Kreuz. Auch er trägt den Kreuzbalken auf seiner Schulter. Jesus schaut sich zu ihm um. Sein Blick sagt: Ich bin bei dir. Du musst dein Kreuz nicht allein tragen. Ich trage es mit dir. Ich trage es für dich. Jesus nachfolgen, sein Kreuz auf sich nehmen, viele Christen versuchen das. Einer von ihnen war Frère Roger Schutz, der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé. Er schreibt in einem Gebet: „Christus, du forderst mich unablässig heraus und fragst mich: Wer bin ich für dich? Du bist es, der mich liebt bis in das Leben, das niemals endet. Du öffnest mir den Weg zum Wagnis. Du gehst mir auf dem Weg zur Heiligkeit voran. Glücklich ist dort, wer grenzenlos liebt, bis in den Tod; auf diesem Weg, der bis zum Zeugnis des Martyriums führen kann. Du bist es, der Tag und Nacht in mir betet, ohne dass ich wüsste wie. Mein Stammeln ist ein Gebet: Dich bei dem einen Namen Jesus nennen, darin erfüllt sich unsere Gemeinschaft. Du hast es mir wiederholt gesagt: Lebe das, was du vom Evangelium begriffen hast, und sei es noch so wenig. Verkünde mein Leben unter den Menschen. Du, folge mir nach.“
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner