Am 01. November 2024
Die Lesung heute steht im letzten Buch der Bibel, in der Geheimen Offenbarung des Johannes. Die Geheime Offenbarung, die Apokalypse, wer darin liest, könnte Angst bekommen. Da werden schreckliche Dinge angekündigt: Kriege, Naturkatastrophen, Unwetter, Erdbeben. Sterne fallen vom Himmel. Ein Drache und andere Untiere werden losgelassen. Apokalyptische Bilder. In 2000 Jahren haben Menschen diese Bilder betrachtet.
Sie haben gefragt: Wird hier das Ende der Welt angekündigt, ein Ende mit Schrecken, ein furchtbares Gericht? Steht dieses Gericht, dieses Ende unmittelbar bevor? Müssen wir uns davor fürchten, vor Angst vergehen? Was sagt die Apokalypse? Zu wem spricht sie? Das Buch der Offenbarung wurde am Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben. Es war eine schwere Zeit. Christen wurden verfolgt. Der römische Kaiser verlangte, dass seine Untertanen ihn als Herr und Gott anredeten und verehrten. Den Kaiser an die Stelle Gottes setzen? Das war ein Verstoß gegen das erste Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Den Kaiser als Gott verehren, dazu waren die Christen nicht bereit. Deshalb wurden sie verfolgt, eingesperrt, ermordet. Viele waren auf der Flucht. Johannes, der Seher, der die Apokalypse geschrieben hat, er wurde auf die griechische Insel Patmos im Ägäischen Meer verbannt. Die Christen damals, sie wussten nicht, wie es weiter gehen würde. Für sie wurde das Buch der Offenbarung geschrieben. Darin konnten sie lesen: Eure Not ist groß. Die bösen Mächte, die euch verfolgen, sie sind stark. Aber am Ende werden sie nicht gewinnen. Ein anderer ist stärker als sie. Er wird sie besiegen. Ja, er hat sie schon besiegt. Alles wird gut. Gott sorgt dafür in seinem Sohn, in Jesus Christus. Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt und von dem Lamm, für alle, die aus der großen Bedrängnis kommen. Ein Bild erscheint, eine Vision. Die Verfolgten, die Geretteten, sie versammeln sich im Himmel vor dem Thron Gottes. 144 000 aus dem Volk Israel, je 12 000 aus jedem der zwölf Stämme des Gottesvolkes, eine Zahl der Fülle. Dazu eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen. Niemand kann sie zählen, so viele sind es. Eine glanzvolle Versammlung, ein tröstliches Bild. Die Geheime Offenbarung will den Christen nicht Angst machen; sie will ihnen Hoffnung geben, Kraft, Mut und Trost. Haltet aus! Die Rettung wird kommen. Keiner geht verloren. Am Ende wird alles gut. Diese Botschaft gilt den verfolgten Christen damals und auch uns heute. Zwar werden Christen hier bei uns in Deutschland nicht verfolgt, in anderen Ländern aber schon. Christen sind die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft weltweit. Christen müssen fliehen, ihre Heimat verlassen. Doch auch bei uns gibt es Not. Menschen haben keine Arbeit, keine Wohnung. Menschen werden krank und sterben. In Europa, in der Ukraine, tobt ein Krieg. Er könnte sich ausweiten. Viele haben Angst. Wie geht es weiter? Wir hören die Botschaft der Geheimen Offenbarung. Wir dürfen vertrauen: Einer ist stärker als Mächte und Gewalten. Er sorgt dafür, dass am Ende alles gut wird. Wir sehen die Bilder der Offenbarung, Bilder der Hoffnung und des Trostes, eine Versammlung der Geretteten, im Himmel vor dem Thron Gottes. Ich wünsche uns, dass wir diese Bilder zur Hand haben, wenn wir sie brauchen. Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt und von dem Lamm. Wir können dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner