Am 03. November 2024
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und mit all deiner Kraft … Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Das sagt Jesus im Evangelium. Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst, das ist bisweilen gar nicht so einfach. Gott lieben?
Mancher sagt: Das fällt mir schwer, wenn ich krank bin, wenn ein Mensch, der mir am Herzen liegt, gestorben ist, einfach so aus dem Leben herausgerissen. Wo war da Gott? Warum hat er nicht geholfen. Soll ich ihn dafür - lieben? Gibt es ihn überhaupt, Gott? Meinen Nächsten lieben? Das fällt mir ganz leicht, wenn mein Nächster mir sympathisch ist, wenn meine Nächste mir Gutes tut, wenn wir uns gut verstehen. Wir stehen uns nahe. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Das Leben ist so schön zusammen. Doch es gibt auch das andere. Menschen sind uns nicht sympathisch. Wir gehen ihnen lieber aus dem Weg. Wir wechseln die Straßenseite. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist dann nicht leicht. Das ist eine Herausforderung. Wir sind überfordert. Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst. Das ist bisweilen gar nicht so einfach, wenn wir es allein versuchen. Wenn wir es gemeinsam probieren, geht es besser. Gott lieben, wie geht das? Gibt es ihn überhaupt? Jede und jeder für sich ist da bisweilen überfordert. Gemeinsam geht es besser. Die Gemeinschaft, zu der wir als Christen gehören, hilft uns. Die Kirche, zu der wir gehören, nimmt uns mit. Dafür versammeln wir uns hier in der Kirche zum Gottesdienst. Wir erfahren: Wir sind nicht allein, einsam. Nein, wir sind viele. Wir hören das Wort Gottes. Wir empfangen das Brot des Lebens. Wir beten miteinander. Wir singen miteinander, den Kehrvers zum Jahresthema. Ich kann dem Leben trauen, weil Gott es mit mir lebt, dem Leben traun, weil Gott es mit uns lebt. Im stillen Kämmerlein habe ich mir das ausgedacht. Als ich den Vers zum ersten Mal vorgesungen habe, als wir ihn zum ersten Mal zusammen gesungen haben, hier in der Kirche, das hat mich berührt, ein Gänsehautmoment. Wie geht es Ihnen damit? Dem Leben trauen, Gott vertrauen, ihn lieben, das geht gemeinsam. Den Nächsten lieben, wenn der mir unsympathisch ist? Das ist eine Herausforderung. Ich bin überfordert, wenn ich es allein versuche. Kann die Gemeinschaft helfen, die Kirche? Zur Kirche gehören viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Erfahrungen. Die Kirche ist nicht schwarz oder weiß, sie ist bunt wie ein Regenbogen. Die Menschen in der Kirche sind Schwestern und Brüder. Schwestern und Brüder bekommt man einfach so. Man hat sie. Man sucht sie sich nicht aus, so wie Freunde. Wir sind eine Familie. Wir haben einen gemeinsamen Vater im Himmel. Er liebt uns alle, jedes einzelne seiner Kinder, so wie wir sind, auch mit unseren Macken und Fehlern, einfach, weil wir seine Kinder sind, Töchter und Söhne, Erben seines Reiches. Kann uns das helfen, wenn wir es probieren: Den Nächsten lieben, wenn es schwerfällt? Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Können wir das? Ja, wir können es. Yes, we can. Allerdings nicht als Einzelkämpfer, jede und jeder für sich allein, sondern gemeinsam, in der Gemeinschaft der Christen, in der Kirche.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner