Am 17. November 2024
„Eine Frau als Präsidentin der USA würde mir nicht gefallen. Ich glaube nicht, dass die Bibel diese Form von Führung für Frauen vorgesehen hat. Die Rolle ist Männern vorbehalten.“ Das sagte eine evangelikale Frau vor den Präsidentschaftswahlen in den USA. Vielleicht haben Sie das auch in der heute-Show vor einer Woche gesehen. Donald Trump in den USA. Vladimir Putin in Russland. Kim Jong Un in Nordkorea. Xi Jinping in China. Diese Liste ließe sich lange fortsetzen.
Es fällt mir schwer Gottes Heilsplan in diesen männlichen Führungskräften zu erkennen. Nein, ich glaube nicht, dass Gott das Geschlecht als Unterscheidungsmerkmal für Führungsqualität geschaffen hat. Ja, man kann bestimmte Bibelstellen patriarchal auslegen, wenn man sie isoliert und vor allem nicht im kulturellen Zusammenhang betrachtet. Beispielsweise der Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Éphesus ist da an manchen Stellen schwer zu verdauen (z. B. Eph 5,21-24). Aber wir sollten daran denken: Diesen Brief hat ein Mensch geschrieben – vermutlich nicht einmal der Apostel Paulus selbst. Jedenfalls hat ihn ein Mensch geschrieben. Und nicht Gott. Und geschrieben wurde der Brief in einem ganz bestimmten kulturellen Zusammenhang. Zurück zur Präsidentschaftswahl in den USA: Wenn ich höre, welche Pläne Trump für seine Präsidentschaft hat, dann macht mich das ziemlich mutlos, Schwestern und Brüder. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Reiche werden noch reicher werden. Alleine der reichste Mensch der Welt, Elon Musk, ist durch die Wahl von Trump um 21 Milliarden Dollar reicher geworden. An einem Tag. Die kommen zu seinem Vermögen von geschätzten 265 Milliarden Dollar noch dazu. Arme hingegen werde noch ärmer werden. Der Klimawandel wird vorangetrieben und immer mehr Orte dieser Erde werden unbewohnbar. Autokraten werden ermutigt, ihre Nachbarländer zu überfallen. Menschen zu ermorden. Kinder zu entführen und einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Beides, Klimawandel und Krieg, wird zu immer größeren Flüchtlingsströmen führen. Grenzzäune und Mauern werden da nicht helfen. Und das alles unterstützt von evangelikalen Christen, aber auch mehrheitlich von Katholiken. Wie gesagt: Das alles macht mich mutlos. Und genau in diese Mutlosigkeit spricht das heutige Evangelium. Es spricht uns Mut zu. Egal welchen globalen Entwicklungen, welchen Mächten und Gewalten wir ausgeliefert sind: Am Ende wird keiner von uns verloren gehen. Die Engel werden alle von unserem Herrn Auserwählten finden und zusammenführen. Der Sommer wird kommen. Die Zweige des Feigenbaums werden saftig werden und Blätter treiben. So haben wir im Evangelium gehört. Die Lesung aus dem Buch Daniel verspricht uns das gleiche: Jeder, der im Buch verzeichnet ist, wird gerettet werden. Die Verständigen werden glänzen wie der Glanz der Himmelsfeste. Die Menschen, die viele zum rechten Tun geführt haben, werden glänzen wie die Sterne für immer und ewig. Was müssen wir tun, um zu den Auserwählten zu gehören? Was müssen wir tun, um zu glänzen wie die Sterne für immer und ewig? Wir müssen auf Jesus Christus schauen. Wir müssen ihm auf dem Weg folgen, den er uns gezeigt hat. An dem Ort, an dem wir stehen. An dem Ort, an dem wir leben. Mit der begrenzten Macht und den begrenzten Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Egal, was auf der Weltbühne geschieht, es wird immer Menschen in Not geben, die unsere Hilfe benötigen. „Die Armen habt ihr immer bei euch“ sagt Jesus im Markus-Evangelium (Mk 14,7). Das Reich Gottes sichtbar zu machen in unserem Umfeld: Darum müssen wir uns bemühen. Dazu sind wir auserwählt. Auch wenn wir vielleicht immer wieder scheitern. Wir dürfen nicht kraft- und mutlos werden. „Erzähle, worauf Du vertraust.“ Das Leitwort des heutigen Diaspora-Sonntags ist unsere Aufgabe. Vertrauenswürdig sind wir dabei aber nur, wenn das, was wir sagen, und das, was wir tun, auch zusammenpasst. Wenn dieses Vertrauen sichtbar ist. Wenn wir glaubwürdig sind. Daher gilt auch: Wir Christinnen und Christen in demokratischen Staaten tragen Verantwortung dafür, wem wir unsere Stimme geben. Wen wir zum Herrscher oder zur Herrscherin machen. Wem wir das Wohl von Gottes Schöpfung anvertrauen. Eine Frau als Präsidentin der USA hätte mir gefallen. Ich glaube fest, dass Gott diese Form von Führung auch für Frauen vorgesehen hat. Die Rolle ist allen Menschen vorbehalten, die diese Welt zu einem besseren Ort für die gesamte Schöpfung machen wollen. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.
Diakon Markus Lubert
Bildquellen: WIKIMEDIA, CC BY-SA 2.0