Am 01. Dezember 2024
Wir haben uns daran gewöhnt, dass es bereits in den Sommerferien Weihnachtsgebäck im Supermarkt zu kaufen gibt. Oder zumindest wundern wir uns nicht mehr darüber. In diesem Jahr hat mein Nachbar bereits Mitte November Christbaumkugeln über die Haustür gehängt. Am Dienstag war ich auf der ersten „Weihnachtsfeier“ dieses Jahres – zusammen mit meinen Kollegen in der Firma. Eine betriebliche „Weihnachtsfeier“.
Dass eine Coca-Cola-Werbefigur längst den heiligen Nikolaus verdrängt hat – mal Hand aufs Herz: Wem fällt das überhaupt noch auf? Wem kommt eigentlich noch Jesus in den Sinn, wenn er oder sie über den Weihnachtsmarkt geht – bei stimmungsvoller Weihnachtsmusik – gerne summt man auch „Stille Nacht, Heilige Nacht“ mit, Anfang Dezember… Winterzeit. Advent. Weihnachten. Wo ist da schon der Unterschied? Ist das nicht auch egal – Hauptsache Wohlfühlstimmung, wenn es draußen kalt ist und die Tage immer kürzer werden?! Hauptsache Wohlfühlstimmung. Und dann geht man in den Gottesdienst am 1. Advent, freut sich auf die Einstimmung in die Vor-Weihnachtszeit – und bekommt so ein Evangelium zu hören. „Die Völker werden bestürzt und ratlos sein.“ „Die Menschen werden vor Angst vergehen.“ „Die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ Evangelium – bedeutet das nicht: „Frohe Botschaft“?! Nun, das Evangelium erinnert uns daran, worum es uns Christinnen und Christen eigentlich im Advent gehen sollte. Es erinnert uns an die eigentliche frohe Botschaft für uns. „Advent“ heißt übersetzt „Ankunft“. Auf wessen Ankunft warten wir? Den Paketdienstleister meines Vertrauens? DHL? Amazon? Hermes…? Natürlich nicht. Wir warten auf die Ankunft von Jesus Christus – zunächst mal ganz konkret als Kind in der Krippe an Weihnachten. Die Zeit bis dahin kennen wir. Adventskalender und Adventskranz helfen uns, die Tage bis dahin zu zählen. Vor allem aber warten wir auf seine Ankunft in dieser Welt, auf seine Ankunft in unserem Leben – aber ist er nicht schon da? Eben im Anspiel haben wir viele Gründe gehört, warum wir uns so über Jesus freuen können – warum Jesus ein „Stern“ in unserem Leben ist – oder sein kann.
- Er bringt uns Freude, wenn wir traurig sind.
- Er bringt uns Begeisterung, wenn uns der Antrieb fehlt, Dinge anzupacken.
- Er bringt uns Ruhe, wenn unser Leben unruhig ist.
- Er bringt uns Leben, wenn wir den Lebensmut verloren haben.
- Er bringt uns Frieden, wenn um uns herum Unfrieden ist.
Der Advent soll nicht in erster Linie Wohlfühlstimmung in unser Leben bringen. Vielmehr sollen wir darüber nachdenken, welche Rolle Jesus in unserem Leben spielt. Sind wir bereit für seine Ankunft in unserem Leben? Wir sollen darüber nachdenken, welche Hoffnung wir mit Jesus Christus verbinden. Worin liegt die frohe Botschaft von Jesus Christus in meinem Leben? Worin liegt die frohe Botschaft meines Lebens? Wie oft leben wir einfach so in den Tag hinein, ohne daran zu denken: Dieser Tag könnte mein Letzter sein! Wie oft tun wir so, als hätten wir alle Zeit der Welt vor uns. Der Advent kann uns auch deutlich machen, wie kostbar jede Stunde, jeder Tag, jedes Jahr unseres Lebens ist. Leben ist immer hier und jetzt! Keine Minute kehrt wieder, keine versäumte Stunde lässt sich zurückholen, kein Leben wird noch einmal gelebt. Wir wissen nicht, wie und wann es mit dieser Welt zu Ende geht. Das weiß nur Gott allein. Wir wissen nur, dass es für uns selbst einmal ein Ende geben wird. Zum Advent gehört darum immer auch die Einladung, wachsam im eigenen Leben zu sein. Oder wieder wachsam zu werden. Wo ist er – dieser Stern, der mein Leben erleuchtet und mir den Weg meines Lebens zeigt – wenn es draußen kalt ist und die Tage immer kürzer werden? Wenn das Leben um mich herum ungemütlich ist? Wann kommt dieser Stern in meinem Leben an? Oder ist er etwa schon angekommen?
Diakon Markus Lubert
Bildquellen: WIKIMEDIA, CC BY-SA 2.0