Am 02. Februar2025

sternsingerBOE sw

Wir wollen das Evangelium verstehen. Wir stellen Fragen, vier Fragen. Die erste lautet: Was ist tatsächlich geschehen, damals vor mehr als 2000 Jahren, im Tempel in Jerusalem? Die Geschichte ist ihrer literarischen Form nach eine Legende. Die Personen haben tatsächlich gelebt: Jesus, Maria, Josef, vielleicht auch Simeon. Die Handlung allerdings ist frei erfunden. Trotzdem ist sie wahr. Theologisch, weniger historisch.

Doch es ist nicht auszuschließen, dass die Legende einen historischen Kern hat. Maria und Josef bringen ihren Erstgeborenen in den Tempel. Sie bringen ein Opfer dar, zwei Tauben, wie es das Gesetz vorschreibt. Sie halten sich an die Regeln ihrer Religion. Schon sind wir bei der zweiten Frage: Was sagt uns das Evangelium über unseren Glauben an Gott, der in Jesus einer von uns geworden ist? Worin liegt also die Wahrheit dieser Legende? Maria und Josef halten sich an die Regeln ihrer Religion. In ihrem Gesetzesgehorsam ereignet sich das Unerwartete, das Wunderbare. Simeon nimmt das Jesuskind in seine Arme. Er preist es als Heil, das Gott vor allen Völkern bereitet hat, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für sein Volk Israel. Das Jesuskind ist der Christus, der Gesalbte, der Messias, der Retter, der Heiland Licht und Herrlichkeit, auch für uns, sagt Simeon. Woher weiß er das? Der Heilige Geist hat es ihm geoffenbart. Der ist auch bei uns, der Heilige Geist. Wir kommen zur dritten Frage: Was sollen wir tun? Maria und Josef halten sich an die Regeln ihrer Religion. So ereignet sich das Unerwartete, das Wunderbare. Können wir das auch, uns an die Regeln halten? Eltern bringen ihr Kind zur Kirche, zur Taufe. Sie erzählen ihrem Kind von Gott, der in Jesus einer von uns geworden ist. Sie lesen ihrem Kind Geschichten vor aus der Bibel. Kinder können gar nicht genug davon bekommen. Eltern beten mit ihren Kindern. Wir gehen am Sonntag in die Kirche zum Gottesdienst, manchmal auch am Werktag. Wir halten die Zehn Gebote und das eine Gebot, in dem alles zusammengefasst ist: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Heute empfangen wir den Blasiussegen. Blasius, Bischof von Sebaste in Armenien, im 4. Jahrhundert, ein Märtyrer, einer der 14 Nothelfer, er hat ein Kind vor dem Ersticken gerettet, durch sein Gebet. So erzählt die Legende. Auf seine Fürsprache bitten wir Gott, dass er auch uns Gesundheit schenkt, Heilung und Heil. Wir schließen mit der vierten Frage: Was dürfen wir hoffen? „I still haven’t found what I’m looking for.” “Ich habe noch nicht gefunden, wonach ich suche.“ Dieses Lied singt Simeon nicht. Sein Lied lautet vielmehr: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Der Heilige Geist hatte Simeon versprochen, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Der Heilige Geist hält sein Versprechen. Simeon sieht den Christus, den Messias, Jesus. Er hält ihn in seinen Armen. Was für ein Glück! Simeon bekommt geschenkt, was er erhofft. Er findet, wonach er sucht. Er findet, den er ein Leben lang gesucht hat. Eigentlich ist es umgekehrt: Jesus sucht und findet Simeon. Was für eine Freude! Worauf hoffen wir? Wird unsere Hoffnung in Erfüllung gehen? Ist sie vielleicht schon in Erfüllung gegangen? Dürfen wir ihn sehen und anfassen? Sucht und findet er - uns?

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner