Am 23. Februar2025

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Heute wählen wir den Deutschen Bundestag und damit eine neue Bundesregierung. Wir fragen: Wie ist das Verhältnis von Staat und Kirche in unserem Land? Was sagt Jesus, was sagt die Bibel, was sagt die Kirche zu den Themen Staat und Politik? Jesus wird gefragt: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen? Seine Antwort: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört. Jesus stellt die staatliche Ordnung nicht in Frage.

Er selbst ist kein politischer Messias. Das Reich Gottes, das er verkündet und lebt, ist kein politisches Programm. Was sagen Andere in der Bibel? Paulus schreibt: Wir müssen den Trägern der staatlichen Gewalt gehorchen. Warum? Weil die staatliche Gewalt von Gott eingesetzt ist. Alle staatliche Macht hat ihre Grenze in den Geboten Gottes. Gott ist der erste Gesetzgeber und Richter. So steht es im Jakobusbrief. Die Bibel formuliert keine politische Theorie. Die staatliche Ordnung wird grundsätzlich anerkannt. Sie geht auf Gottes Willen zurück. In der Offenbarung des Johannes wird der Staat massiv kritisiert, wenn er totalitär wird, unmenschlich, grausam, wenn der Staat Menschen um ihres Glaubens willen verfolgt. Was sagt die Kirche zum Staat und zur Politik? Die Katholische Soziallehre kennt drei Prinzipien: Personalität, Solidarität und Subsidiarität. Personalität. Jeder Mensch ist Person; er ist als Gottes Ebenbild erschaffen. Deshalb besitzt er eine unantastbare Würde und unveräußerliche Grundrechte, Menschenrechte. Das Recht auf Leben, auf Freiheit, auf freie Meinungsäußerung, auf freie Religionsausübung und viele andere mehr. Dazu gehört auch das Recht, bei Entscheidungen mitzuwirken, Mitbestimmung, Demokratie. Diese Rechte muss der Staat achten und schützen. Der Mensch ist Person. Seinem Wohl dient alle Politik. Personalität. Das zweite Prinzip: Solidarität. Wir Menschen können als Einzelne nicht leben, wir brauchen die Gemeinschaft. Deshalb ist jeder verpflichtet, die Regeln in dieser Gemeinschaft zu beachten. Jeder hat die Pflicht, Leistungen für die Gemeinschaft, für den Staat zu erbringen. Steuern und Abgaben sind zu entrichten. Die Wehrpflicht ist zwar ausgesetzt, aber nicht abgeschafft. Umgekehrt muss der Staat Leistungen für die Bürger erbringen: Sicherheit nach Außen und nach Innen, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Infrastruktur, Hilfe in Notlagen. Menschen dürfen sich zusammenschließen, um gemeinsam ihre Interessen zu vertreten, in einer Gewerkschaft, in einem Verein, in einer Partei. Solidarität. Schließlich das dritte Prinzip: Subsidiarität. Der Staat als große Gemeinschaft besteht aus vielen kleineren Gemeinschaften. Wir denken an die Familie, die Gemeinde, Vereine, Verbände, Parteien, Kirchen, Bundesländer. Sie dürfen ihre Angelegenheiten selbst regeln, soweit sie es können. Wenn sie es selbst nicht können, wird die übergeordnete Ebene aktiv. Subsidiarität. Wie ist das Verhältnis von Kirche und Staat in unserem Land? Bei uns sind Staat und Kirche grundsätzlich getrennt, sie arbeiten aber eng zusammen. Die Kirche übernimmt Aufgaben im öffentlichen Leben. Sie betreibt Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Krankenhäuser, Beratungsstellen, Seniorenheime. Der Staat unterstützt die Kirche durch Zuschüsse und durch die Kirchensteuer. Die Kirche bringt sich ein in das öffentliche Gespräch, besonders, wenn ethische Werte und Normen diskutiert werden, denn der Staat lebt von Grundlagen, die er sich selbst nicht geben kann. Das christliche Menschenbild, Menschenrechte, Demokratie - ein Bundestag und eine Bundesregierung, die für diese Werte stehen, sind eine gute Wahl. Pfarrer Dr. Bernhard Lackner

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner 

 

Bildnachweise:

  • Jesus und der Zinsgroschen - Matthäus 22,21 - Stift Altenburg, Niederösterreich. Fresko  in der Nordkuppel von Paul Troger (1742)

  • Wahlurne: Tim Reckmann (CC BY 2.0)