Am 20. September 2025

gott sw

 
„Der Herr lobte den ungerechten Verwalter.“, Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde. Da begeht einer Betrug und Urkundenfälschung. Und das nicht einmal für einen „höheren“ Zweck. Nur für sein eigenes Wohl, für seine eigene Zukunft. Und Jesus lobt ihn. Es ist gerade in Mode, dass Rechtspopulisten die Bibel für ihre Zwecke missbrauchen. Vor allem in den USA sehen wir das. Bibelzitate werden aus dem Zusammenhang gerissen, um Menschen, die sich Christen nennen, für ihre Zwecke gegen andere aufzuwiegeln: Frauenfeindlichkeit, Transfeindlichkeit, Rassismus, Fremdenhass. All das lässt sich mit den passenden Bibelzitaten begründen. Beliebt ist in den USA – aber auch bei uns – die Umverteilung von haufenweise Geld von „unten“ nach „oben“. Von den Armen zu den Reichen. „Wer hat, dem wird gegeben. Wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ In den USA die Krankenversicherung zum Beispiel. Steht ja schon in der Bibel. Markus 4, Vers 25. Die Nutzung des Präsidentenamtes, um sich und die eigene Familie zu bereichern. Bereicherung für das eigene Wohl. Für die eigene Zukunft. Trump ist in den letzten 12 Monaten um 3 Milliarden Dollar reicher geworden. Alles von der Bibel gedeckt! Oder? „Der Herr lobte den ungerechten Verwalter.“ Auch dieses Zitat habe ich aus dem Zusammenhang gerissen. Wir sollten also nochmal genauer hinschauen. Wofür lobt Jesus den ungerechten Verwalter tatsächlich? „Der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte.“ Und klug gehandelt hat der ungerechte Verwalter in den Augen Jesu als Kind dieser Welt - und ausdrücklich nicht als Kind des Lichtes. Und somit ausdrücklich nicht als Nachfolger Jesu. Die Klugheit des ungerechten Verwalters sieht Jesus darin, dass dieser alle ihm verfügbaren Möglichkeiten einsetzt, um seine Zukunft zu sichern. Und die Zukunft – das ist für die Kinder dieser Welt nunmal die Zukunft in diesem Leben – im Hier und Jetzt, im irdischen Leben. Für die Zukunftssicherung im irdischen Leben ist Geld sehr wichtig - „Mammon“, wie es im Evangelium heißt. Aber auch Menschen sind wichtig, die mir wohlgesonnen sind. Die mich unterstützen, wenn ich es brauche. Wenn ich aber keine Moral habe. Wenn ich nichts habe, was mir den moralischen Kompass vorgibt - beispielsweise ein Evangelium - und an nichts glaube, was mich irgendwann einmal richten könnte - ist es dann nicht folgerichtig, wenn ich alle Gesetzeslücken und Möglichkeiten ausnutze, um mich an anderen zu bereichern? Nur auf meinen eigenen Vorteil, auf meine eigene Zukunft bedacht? In dieser Logik hat der ungerechte Verwalter klug gehandelt. Er hat seine Möglichkeiten genutzt, um für seine Zukunft zu sorgen. Trump, Putin - und wie die Autokraten dieser Welt alle heißen - sie alle handeln in dieser Logik. Und in dieser Logik machen sie alles richtig. Genügend Unterstützer haben sie sich auch eingekauft. Nun - auch für uns als Kinder des Lichtes sind Geld und uns wohlgesonnene Menschen für unsere Zukunft hier auf der Erde sehr wichtig. Auch wir müssen für unsere Zukunft hier auf der Erde vorsorgen: Wenn wir im Alter nicht vom Staat abhängig sind. Wenn wir Menschen haben, die uns im Alter unterstützen können, dann ist das gut und richtig! Wir als Kinder des Lichtes haben aber natürlich noch eine ganz andere Zukunftsperspektive, als die Kinder dieser Welt. Wir haben die Hoffnung auf eine Zukunft, die über das irdische Leben hinaus-geht. Dass wir für diese Zukunft mindestens so gut vorsorgen, wie für die irdische Zukunft: Darauf weist uns Jesus mit seinem Gleichnis hin. Dass Geld auch für uns notwendig ist, sieht Jesus ein. Aber wir sollen uns mit diesem Geld Freunde machen, damit wir in die ewigen Wohnungen aufgenommen werden. Welche Freunde das sind - darauf weisen uns andere Stellen des Evangeliums hin. Und darauf weist uns auch der heutige Caritas-Sonntag hin. „Ihre Hilfe zählt! Helfen Sie Menschen hier und jetzt.“ Das ist das Motto des Caritas-Sonntags. Hilfe brauchen vor allem die Menschen, von denen wir nichts anderes erwarten können als ein „Vergelt’s Gott!“ „Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“ So heißt es in Lk 14, den Versen 13 und 14. An diesen Menschen sind wir aufgefordert zu handeln. Mit Taten. Aber auch mit Geld, das wir nicht für unsere Zukunftssicherung hier auf der Erde benötigen. Wie der ungerechte Verwalter sollen auch wir für unsere Zukunft vorsorgen. Dazu fordert uns Jesus auf. Dafür wird er uns loben. Vorsorgen sollen wir aber nicht mit ungerechten Mitteln. Nicht, indem wir andere übers Ohr hauen. Wir sind Kinder des Lichtes. Und so sollten wir auch handeln – anders als die Kinder dieser Welt. Und das auch, aber nicht nur am Caritas-Sonntag. Der Kompass hierzu ist das Evangelium. Aber wir müssen es schon ganz lesen – und nicht nur ausgesuchte Verse, die wir dann auch noch so verbiegen, dass sie uns persönlich im irdischen Leben am meisten nutzen.

Diakon Markus Lubert

 

Bildnachweis
  • Mount Rushmoore mit den ungerechten Verwaltern dieser Welt - Photoshopkreation
  • Obdachloser -  PxHERE CC0 Public Domain