Am 02. November 2025
Wir wollen die Lesung, die wir vorher gehört haben, verstehen, diese Lesung aus dem 2. Makkabäerbuch, im Alten Testament, selten gelesen im Gottesdienst. Wir stellen vier Fragen. Die erste lautet: Was ist tatsächlich geschehen, damals, vor mehr als 2000 Jahren, im Heiligen Land? Fremde Herren regieren in Israel, die Assyrer, die Babylonier, die Perser, schließlich die Nachfolger Alexanders des Großen. Es sind griechische Könige. Sie bringen ihre eigene Religion mit, eine Religion mit vielen Göttern: Zeus und Hera, Aphrodite und Artemis, Poseidon und Apollon. Sie bringen ihre eigene Kultur mit. Sie veranstalten öffentliche Sportwettkämpfe. Die Athleten sind dabei unbekleidet. Sie bringen ihr eigenes Essen mit, Schweinefleisch. Das alles sollen die Israeliten übernehmen. Bei denen kommt das gar nicht gut an. Sie wehren sich mit Gewalt. Es gibt einen Aufstand gegen die fremden Herren im Jahr 167 vor Christus. Die Aufständischen können die Besatzer teilweise besiegen, zurückdrängen. Bei den Gefechten sterben auch jüdische Freiheitskämpfer. Ihr Anführer, Judas Makkabäus, sammelt Geld. Das schickt er nach Jerusalem. Dort sollen im Tempel für die Gefallenen Opfer dargebracht werden. Wir kommen zur zweiten Frage. Was sagt uns die Lesung über unseren Glauben an Gott? Judas Makkabäus ist sich sicher: Die gefallenen Israeliten haben in ihrem Leben auch Schuld auf sich geladen. Diese Schuld soll nun getilgt werden, durch Opfer im Tempel. Das macht aber nur Sinn, wenn man an ein Leben nach dem Tod glaubt. Menschen damals in Israel glauben an die Auferstehung und an das ewige Leben. Die Seelen der Verstorbenen sind in Gottes Hand. Man kann für sie beten. Man kann sogar für sie Opfer im Tempel darbringen, damit sie dann endgültig in den Himmel kommen. Schon sind wir bei der dritten Frage. Was sollen wir tun? Was tun wir? Wir beten für unsere Verstorbenen. Wir feiern für sie die Heilige Messe. Die Kirche lehrt: Wenn ein Mensch stirbt, dann begegnet er Gott. Er erkennt: Gott ist nur Güte, Liebe und Vergebung. Der Verstorbene erkennt auch sich selbst, sein eigenes zurückliegendes Leben. Da war nicht nur Güte, Liebe und Vergebung. Nein. Da war auch Schlechtes, Böses, Schuld. Dieser Prozess der Selbsterkenntnis ist unangenehm, schmerzhaft. Doch in diesem Prozess ist der Mensch nicht allein. Wir stehen ihm zur Seite mit unserem Gebet. Jesus Christus, der für ihn sein Leben gegeben hat, steht ihm zur Seite. So geht dieser schmerzhafte Moment der Selbsterkenntnis vorbei. Gott verzeiht alles und er schenkt dem Verstorbenen ewiges Leben im Himmel. Diesen Moment der Selbsterkenntnis nennt die Kirche Purgatorium, Reinigungsort, oder: Fegefeuer, wobei ich dieses letzte Wort nicht wirklich passend finde. Wir beten für unsere Verstorbenen. Wir feiern für sie die Heilige Messe. Das tut auch uns gut. Das tröstet uns. Das gibt uns Kraft. Denn wir erfahren: Wir können noch etwas tun für einen Menschen, der von uns gegangen ist, und Gott tut etwas für ihn. Wir schließen mit der vierten Frage. Was dürfen wir hoffen? Was wird sein, ganz am Ende? Da ist alle Schuld vergeben. Da sind hoffentlich alle im Himmel. Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
Bildnachweis
- Das Purgatorium - Illustration zu dem Buch "Die göttliche Komödie" von Dante Alligieri
- Das Kreuz am Karfreitag - Wolfgang Feilen @ 2025

