Am 12. Oktober 2025
Gott erschafft Tiere, Menschen, Schafe und Hirten. Der gute Hirte, er ist draußen vor der Kirche. Er trägt ein kleines Schaf auf dem Arm. Ein großes Schaf steht neben ihm. Dieses beobachtet, was passiert. Manchmal spricht das große Schaf darüber. Ich höre ihm zu und schreibe auf, was es gesagt hat. Hier ist sie, die Predigt des Schafs. Wir drei – der gute Hirte, das kleine Schaf und ich – wir freuen uns riesig. Wir haben Nachwuchs bekommen. Ein kleines Schäflein ist da. Wir sind jetzt zu viert. So eine Freude! Wir drei – der Hirte, das Lamm auf seinem Arm und ich – wir werden heiß geliebt. Vor allem die Kinder haben uns in ihr Herz geschlossen. Wenn sie zum Kindergarten kommen oder abgeholt werden, wenn sie über den Kirchplatz rennen, dann bin vor allem ich gefordert. Alle wollen sich auf mich draufsetzen. Was für ein Gedränge rund um mich herum! Das macht richtig Stress, aber vor allem ganz viel Freude. Die Kinder erfahren ganz viel über den guten Hirten, über das kleine Lamm, auf das er besonders aufpasst, und natürlich über mich, das große Schaf, auf das man sich draufsetzen darf, belastbar, stark, unbeugsam, tragfähig, zuverlässig, immer da, auch bei Wind und Wetter. So sind wir halt, wir Schafe und vor allem: So ist auch unser Hirte, der gute Hirte. Schon auf dem Kirchplatz kann man uns kennenlernen, auch Leute, die nie in die Kirche kommen oder ins Gemeindehaus. Wir sind nicht zu übersehen, wir Schafe und unser guter Hirte. An uns kommt keiner vorbei. Allerdings gab es da ein Problem. Ich bin ziemlich groß. Sich auf mich draufsetzen ohne Hilfe von Erwachsenen, das können nur große Kinder. Was aber machen die kleinen, die ganz kleinen? Gut, die Eltern können helfen. Trotzdem wäre es schön, wenn die Kleinen allein zurecht kommen würden ohne fremde Hilfe. Selbst aufsteigen können auf das Schaf, das wäre doch was, dachte sich ein Mitglied unserer Gemeinde, das nicht genannt werden will. Wie wäre es, wenn es noch ein kleines Schaf gäbe, neben mir, dem großen Schaf? Besagtes Gemeindemitglied hat beschlossen: Ich schenke der Gemeinde ein kleines Schaf, so klein, dass auch kleine Kinder allein darauf Platz nehmen können. Für dieses großzügige Geschenk danken wir herzlich. So ist das bei uns in der Kirche. Die Herde wird größer. Ebenso danken wir Frau Karin Breidbach, die das neue Schäflein entworfen, und Herrn Johannes Vogel, der es gefertigt hat. Wir freuen uns heute so wie damals, als zuerst der gute Hirte auf den Kirchplatz kam, mit dem Lamm auf dem Arm, und dann kam ich. Freilich, die Freude war damals nicht ungetrübt. Einige sagten: Wie kann man so etwas machen, so viel Geld ausgeben für ein Kunstwerk in unserer Zeit, wo so viele Menschen Not leiden? Ist das christlich? Wir – Schafe und Menschen – wir sind uns einig: Wir tun so viel für Menschen in Not hier bei uns und in der Welt. Wir haben aber auch den Auftrag, das Evangelium zu verkünden hier bei uns. Das tun wir in der Kirche und vor der Kirche. Wer über den Kirchplatz geht, kann ihn sehen und anfassen, den guten Hirten. Er sorgt für alle, nicht nur für die in der Kirche. Und ein Geschenk, ein neues kleines Schaf, das darf man nicht ablehnen. Wir nehmen es an und sagen: Danke. Vergelts Gott.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner