Am  25. Dezember 2025

gott sw

 
Darf ich Ihnen jetzt gleich zu Beginn der Predigt eine sehr persönliche Frage stellen? Was hat es gestern Abend, an Heiligabend, bei Ihnen zum Abendessen gegeben? Heiße Würstchen, vegan, dazu Kartoffelsalat, ebenfalls vegan, ohne Fleischbrühe angemacht? Oder doch: Spaghetti Carbonara e una Coca Cola? Wie war das eigentlich bei Jesus? War der Vegetarier oder, noch konsequenter, Veganer? Dann müsste möglicherweise der Evangelist Johannes den 14. Vers in seinem Evangelium umschreiben. Bisher steht da: Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Manche ersetzen ja Fleisch, zum Beispiel durch Tofu. Spaß beiseite. Ist es sinnvoll, sich vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren? Kein Fleisch, keine Wurst, kein Fisch, gar keine Lebensmittel, die von Tieren stammen? Es ist sinnvoll. Das hat auch mit Weihnachten zu tun. Was feiern wir? Ein Kind wird geboren, Jesus Christus. In diesem Kind kommt Gott selbst in unsere Welt. Warum tut er das? Weil in dieser Welt vieles nicht in Ordnung ist. Das ist ihm nicht egal, ganz im Gegenteil. Das macht ihm Sorgen, große Sorgen. Da muss sich etwas ändern, zum Guten, in dieser Welt. Dafür schickt er aber nicht irgendjemanden, nein, er kümmert sich höchstpersönlich um die Sache. Er kommt selbst in diese Welt. Er wird ein Mensch aus Fleisch und Blut. Er wird einer von uns, in Jesus, seinem Sohn. Damit zeigt er: Diese Welt, die ich erschaffen habe, die ist mir nicht gleichgültig. Die ganze Schöpfung, ihr Wohl, liegt mir am Herzen, die ganze Schöpfung, Menschen, Tiere, Pflanzen, einfach alles. Ich habe das nicht erschaffen, damit die Menschen alles wieder kaputt machen, sondern damit sie es hegen und pflegen, wie einen Garten. Dieser wunderbare Garten Erde aber ist in Gefahr, auch deshalb, weil wir Menschen zu viel Fleisch und zu viele tierische Produkte essen. Die Produktion von Fleisch erfordert Unmengen an Wasser und Energie. Große Mengen an CO2 fallen an. Das fördert die Klimaerwärmung. Hochwertiges Getreide und Soja werden an Nutztiere verfüttert. Gleichzeitig hungern weltweit Millionen von Menschen. Tiere leiden oft, wenn sie in Massen gehalten werden. Wer Fleisch und Wurst im Übermaß verzehrt, schadet seiner Gesundheit. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge sein. Die eigene Gesundheit erhalten und dazu die ganze Schöpfung, dazu kann eine vegetarische oder gar vegane Ernährung beitragen. Christen dürfen Vegetarier sein und Veganer. Sie müssen es aber nicht. Wir orientieren uns an der vierten Kardinaltugend: das rechte Maß, nicht zu viel und nicht zu wenig genießen. Das gilt auch für Lebensmittel. Ich muss gestehen, dass ich manchmal schwach werde. Dann stürme ich in eine Metzgerei und kaufe mir einen Leberkäswecken. Das muss einfach sein, für mich. Zurück zur zweiten Eingangsfrage: War Jesus Vegetarier oder gar Veganer? Vermutlich nicht. Das letzte Abendmahl war ein jüdisches Pessachmahl. Da gibt es nicht nur Brot und Wein, sondern auch ein Lamm. Seine Jünger waren Fischer. Jetzt zum Abschluss dieser Predigt wünsche ich uns allen frohe und gesegnete Weihnachten, egal ob mit oder ohne Fleisch.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner 

Bildnachweis
  • Veganes Gemüse - KI-generiert
  • Gebratener Fisch - KI-generiert
  • Ein saftiges Steak - KI-generiert
  • Frohe und gesegnete Weihnachten - Foto: Wolfgang Feilen © 2025