am 07. Oktober 2018

Predigt am 26. Sonntag im Jahreskreis
Evangelium Lk 11, 1-4

Unser tägliches Brot gib uns heute. So beten wir im Vaterunser. Heute im Evangelium steht aber etwas anderes. Da heißt es: Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Warum ist das so? Das Evangelium - wenn wir es verstehen wollen, können wir vier Fragen stellen. Die erste Frage lautet: Was ist tatsächlich passiert, damals bei Jesus und seinen Jüngern? Jesus war ein Lehrer des Glaubens.

Er hat seinen Schülern vieles beigebracht, auch ein eigenes Gebet hat er ihnen gegeben: das Vaterunser. Zweimal steht es in der Bibel. Einmal bei Matthäus. Da klingt das Vaterunser fast so, wie wir es kennen. Anders bei Lukas. Diese Version haben wir gerade gehört. Wissenschaftler sagen: Das Vaterunser bei Lukas ist vermutlich die ältere Version. So oder so ähnlich hat Jesus gebetet. Das Vaterunser bei Lukas ist kürzer als das bei Matthäus. Es fehlen zwei Bitten: Dein Wille geschehe. Und: Erlöse uns von dem Bösen. Die zweite Frage lautet: Was sagt uns das Evangelium über Jesus? Jesus sagt zu Gott: Vater, abba. Das ist Aramäisch, die Muttersprache Jesu. Abba, das klingt ein bisschen wie unser Papa. Genauso ist Gott zu Jesus, genauso ist Gott zu uns, wie ein guter Vater. Er sorgt für uns. Er ist für uns da. Wir sind ja seine Kinder, seine Töchter und Söhne. Schon zur Zeit der Bibel sagen Christen: Jesus ist der Sohn Gottes. In Jesus ist Gott selbst zu uns gekommen. Die dritte Frage zum Evangelium lautet: Was sollen wir tun? Unser tägliches Brot gib uns heute. In unserem Land haben alle genug zu essen. Niemand muss hungern. Dafür sind wir dankbar. Das ist aber nicht überall so. In vielen Ländern der sogenannten Dritten Welt hungern die Menschen, vor allem die Kinder. Ihnen zu helfen, das ist unsere Aufgabe. Die vierte Frage lautet: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein ganz am Ende? Wir glauben und hoffen: Nach dem Tod ist nicht alles zu Ende. Gott schenkt Leben über den Tod hinaus. Auferstehung, ewiges Leben, wie sieht dieses ewige Leben aus? Wir wissen es nicht. Ein Bild kann uns helfen: Gott wird alle Menschen einladen zu einem großen Festmahl, Große und Kleine, Reiche und Arme, Menschen aus allen Ländern. Sie dürfen Gast sein an seinem Tisch, essen und trinken, Brot und Wein, feiern, fröhlich sein. Darauf hoffen wir. Daran glauben wir, wenn wir beten: Unser tägliches Brot gib uns heute.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner