am 07. Oktober 2018
Predigt am Fest Christkönig
Evangelium: Joh. 18,33-37
„Bist du der König der Juden?“ So fragt Pilatus Jesus im Johannesevangelium. Wir wollen das Evangelium verstehen. Deshalb stellen wir Fragen. Vier Fragen: 1. Was ist tatsächlich geschehen? 2. Was sagt uns der Text über Jesus, über Gott und über unseren Glauben? 3. Was sollen wir tun? 4. Was dürfen wir hoffen? Die 1. Frage: Was ist tatsächlich geschehen, damals vor beinahe 2000 Jahren? War Jesus der König der Juden? Wollte Jesus die römische Besatzungsmacht vertreiben, mit Gewalt, und selbst als König herrschen?
Nein. Jesus war ein Gelehrter, ein Prediger. Er zog durch das Land und verkündete das Reich Gottes, aber nicht im politischen Sinn. Trotzdem wurde er als politischer Verbrecher verurteilt und hingerichtet. An seinem Kreuz war eine Tafel angebracht. Auf der stand, warum er sterben musste: Jesus aus Nazaret, der König der Juden. Jesus wurde für ein Verbrechen bestraft, das er nicht begangen hatte. Warum? Das Johannesevangelium erzählt: Pontius Pilatus - er war der römische Statthalter in Palästina – er hat mit Jesus diskutiert, ausführlich, interessiert. War das wirklich so? Vermutlich nicht. Pilatus war in Wirklichkeit kein Schöngeist. Er war brutal und grausam. Unzählige Menschen ließ er hinrichten. Wenn einer verdächtig war, fackelte er nicht lange. Er machte kurzen Prozess. Lange Verhöre oder gar angeregte Diskussionen mit Angeklagten? Das war nicht sein Ding. Pilatus war brutal, zu brutal selbst für römische Verhältnisse. Deshalb wurde er von seinem Posten als Statthalter von Judäa abberufen. Pilatus, grausam, brutal. Das Johannesevangelium zeichnet ein anderes Bild von ihm, ein positives Bild. Warum? Das Johannesevangelium wurde um das Jahr 100 geschrieben. Damals hatten sich die Christen schon längst von den Juden getrennt, vornehm ausgedrückt. Zuerst waren die Christen Teil der jüdischen Gemeinschaft gewesen. Jesus, Paulus, die Apostel, sie waren Israeliten. Doch dann kam der Schnitt, der harte Schnitt. Die Christen wurden aus der Synagoge hinausgeworfen. Von da an gab es zwei getrennte Religionen: Judentum und Christentum. Der Verfasser des Johannesevangeliums schaut auf dieses Ereignis zurück. Für ihn sind die Juden die anderen, die Feinde. Für ihn sind die Juden schuld am Tod Jesu. Pilatus dagegen erscheint als einer, der wirklich wissen will, wer Jesus ist. Wer ist Jesus wirklich? Was sagt uns das Johannesevangelium über ihn und über unseren Glauben? Und was sollen wir tun? Jesus sagt im vierten Evangelium: „Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Wir schauen auf Jesus. In ihm teilt uns Gott alles mit, was für uns wichtig ist. Er ist Weg, Wahrheit, Leben, Licht der Welt, Brot des Lebens, guter Hirte und König. Das sind starke Bilder. In Jesus sagt uns Gott, was wir tun sollen. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ „Selig, die Frieden stiften.“ „Selig, die keine Gewalt anwenden.“ „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ Es bleibt die letzte Frage, die vierte: Was dürfen wir hoffen? Was wird sein ganz am Ende? Jesus ist der König. Der König hat Macht. Er kann alles lenken, zum Guten. Er wird dafür sorgen, dass sich alles zum Guten wendet. Darauf vertrauen wir. Alles wird gut.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner