am 24. Dezember 2018

Predigt in der Heiligen Nacht
Evangelium: Lk 2, 1-14

In jedem Gottesdienst hören wir Texte aus der Bibel, auch heute an Weihnachten. Einen der bekanntesten Texte der Heiligen Schrift, die Weihnachtsgeschichte. Der Evangelist Lukas erzählt sie. Wir wollen die Bibel verstehen. Deshalb können wir vier Fragen stellen. Sie lauten: 1. Was ist tatsächlich geschehen? 2. Was sagt uns der Text über Gott, über Jesus, über unseren Glauben? 3. Was sollen wir tun? 4. Was dürfen wir hoffen?

Die erste Frage: Was ist tatsächlich geschehen, damals vor 2018 Jahren in Betlehem? Jesus ist geboren. Er hat tatsächlich gelebt. Das steht in der Bibel. Das steht auch in den Büchern römischer Geschichtsschreiber. Also ist es sicher. Wann wurde Jesus geboren? Im Jahr 1? Eher nicht. Der Mönch, der im frühen Mittelalter unsere Zeitrechnung erstellt hat, er hat sich um ein paar Jahre vertan. Jesus wurde vermutlich im Jahr 6 oder 7 vor unserer Zeitrechnung geboren. Wo wurde Jesus geboren? In Betlehem? Eher nicht. Vielleicht in Nazareth oder in Kafarnaum. Trotzdem sagen die Evangelien: Jesus wurde in Betlehem geboren. Warum? Weil der Messias Israels nur aus Betlehem kommen kann, aus der Stadt Davids. Also erzählt Lukas diese Legende: Josef und seine Verlobte Maria, die ein Kind erwartet, sie wohnen in Nazaret, in Galiläa, weit im Norden gelegen. Jetzt reisen sie in den Süden nach Betlehem. Das sind mehrere Tagesreisen. Warum diese Reise? Weil Kaiser Augustus ein Volkszählung angeordnet hat. Jeder muss sich registrieren lassen. Dort, wo seine Familie her kommt. Josef stammt aus Betlehem. Also muss er dorthin. Sagt Lukas. Die Volkszählung unter Augustus steht nur in der Bibel, sonst nirgends. Hat sie stattgefunden? Das ist eher unwahrscheinlich. Was ist historisch sicher? Jesus ist keine Romanfigur wie James Bond oder Harry Potter. Er hat wirklich gelebt. Es folgt die zweite Frage: Was sagt uns der Text über Gott, über Jesus, über unseren Glauben? In Jesus ist Gott selbst in unsere Welt gekommen. In Jesus wendet sich Gott besonders den Menschen zu, die am Rande leben, den Armen, den Kranken, den Ausgestoßenen, den Fremden, den Frauen. Jesus ist der Heiland der Kranken, der Freund der Zöllner und der Sünder. Deshalb kommt Jesus nicht in einem Palast zur Welt. Auch in der Herberge ist kein Platz. Also wird er in eine Futterkrippe gelegt. Die steht vermutlich in einem Stall. Wer besucht ihn zuerst? Nicht Könige oder Gelehrte, sondern Hirten, einfache Leute. Gott ist bei den Menschen, die am Rande leben. Daraus ergibt sich unsere dritte Frage: Was sollen wir tun? Gott ist bei denen, die an den Rand gedrängt sind. Genau das ist auch unsere Aufgabe. Wir schauen auf die Armen, auf die Kranken, auf die Ausgestoßenen, auf die Fremden. Wir versuchen zu helfen. Das tun einzelne Christen. Das tut die Gemeinde. Das tut die Kirche als Ganze. Schließlich die vierte Frage: Was dürfen wir hoffen? Jesus ist der Heiland der Kranken, der Freund der Zöllner und der Sünder. Gott ist bei denen, die am Rande leben. Das gilt in diesem Leben und darüber hinaus. Am Ende dieses Lebens, am Ende dieser Welt, da wird es keinen Unterschied mehr geben zwischen Armen und Reichen, zwischen Mächtigen und Hilflosen, zwischen den eigenen Leuten und den Fremden. Jesus ist der Messias, der Herr, der Retter für alle. Ehre sei Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seines Wohlgefallens. Jesus hat tatsächlich gelebt. Er ist der Heiland der Kranken, der Freund der Zöllner und der Sünder. Wie er versuchen wir, Menschen in Not zu helfen. Am Ende wird alles gut.

Pfr. Dr. Bernhard Lackner