am 27. Oktober 2019
Predigt am 30. Sonntag im Jahreskreis
Der Oktober geht zu Ende. Der Oktober ist der Rosenkranzmonat. Der Rosenkranz. Gläubige treffen sich fast täglich hier in der Kirche. Sie beten gemeinsam den Rosenkranz. Der Rosenkranz. Zu Beginn das Glaubensbekenntnis, insgesamt sechs Vater unser, sechs Ehre sei dem Vater und 53 Gegrüßet-seist-du-Maria. Ganz schön viel. Ganz schön lang. Rund eine halbe Stunde dauert das Gebet.
Der Rosenkranz. Worum geht es? Wir wenden uns an Maria. Sie nimmt uns gleichsam bei der Hand. Sie führt und hin zu ihren Sohn, zu Jesus Christus. Zusammen mit Maria betrachten wir, was Jesus für uns getan hat und tut. Mit jedem Gegrüßet-seist-du-Maria verbunden ist ein Ereignis aus dem Leben von Jesus, z.B. Jesus, der von den Toten auferstanden ist, oder: Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat. Zusammen mit Maria betrachten wir, was Gott für uns tut. Der Rosenkranz ist ein meditatives Gebet. Er tut der Seele gut und damit auch dem Leib. Wir leben ja in einer Zeit, in der viele Menschen unter Hektik und Stress leiden. Viele suchen einen Ausgleich dafür, ein Gegenmittel. Manche praktizieren fernöstliche Zen-Meditation. Sitzen in der Stille. Alle Gedanken werden ausgeblendet. Andere praktizieren das Jesus-Gebet, das Herzensgebet. Es kommt aus der Ostkirche. Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich unser. Diesen Gebetsruf wiederholen sie unzählige Male. Dabei verwenden sie eine Gebetsschnur mit Perlen ähnlich unserem Rosenkranz. Der Rosenkranz ist ebenfalls ein meditatives Gebet aus unserer westlichen Tradition. Schon seit dem Mittelalter wird er in der Kirche gebetet, viele hundert Jahre, bewährt bis heute. Der Oktober ist der Rosenkranzmonat. Am 7. Oktober ist das Rosenkranzfest. Warum ausgerechnet dieser Tag? Er erinnert an den 7. Oktober 1571. Da wurde in der Seeschlacht von Lepanto die türkische Flotte vernichtend geschlagen. Die Türken versuchten wieder einmal das Abendland zu erobern, damals zur See. Eine Flotte aus spanischen und venezianischen Schiffen stellte sich ihnen entgegen, im Mittelmeer vor der griechischen Küste, im Golf von Patras. Die Türken wurden besiegt, das Abendland gerettet. Dieser Sieg wird auch darauf zurückgeführt, dass überall in der Christenheit der Rosenkranz gebetet wurde. Für uns ist das heute nicht leicht zu verstehen. Es war die größte Galeerenschlacht aller Zeiten. 38000 Menschen starben. Heiliger Krieg? Doch es war ein Verteidigungskrieg. Angegriffen hatten die Türken. Die Türken, heute sind sie mitten unter uns, so könnte mancher denken. Ja, freilich unter gänzlich anderen Voraussetzungen. Ich selbst kenne türkische Mitbürger persönlich. Sie sind gute Nachbarn und Kollegen. Hilfsbereit und gastfreundlich. Wenn ich mit ihnen über Religion spreche, dann stelle ich fest: Wie vieles wir doch gemeinsam haben, Muslime und Christen. Der Oktober, der Rosenkranzmonat, er geht zu Ende. Der Rosenkranz ist unser meditatives Gebet, Heilmittel gegen Hektik und Stress. Gläubige beten den Rosenkranz für sich und für uns alle. Ihnen danken wir dafür herzlich.
Pfr. Dr. Bernhard Lackner