am 22. Dezember 2019

Predigt zum 4. Advent
Evangelium: Matthäus 1, 18-24

Heute ist der 4. Advent. Nur noch wenige Tage sind es bis Weihnachten. Die Vorbereitungen auf das Fest laufen auf Hochtouren. Auch die Kinder haben etwas vorzubereiten. Sie müssen einen Wunschzettel schreiben für das Christkind: Was sie sich von ihm wünschen an Weihnachten. Ich hoffe, Ihr Kinder habt das schon gemacht. Ansonsten ist es jetzt höchste Zeit. Einen Wunschzettel für Weihnachten haben auch wir Erwachsene, zumindest virtuell. Was wünschen wir uns? Vielleicht ein paar ruhige Tage über Weihnachten?

 Dass die Stunden mit der Familie harmonisch verlaufen, ohne Streit. Dass die Besuche bei den Verwandten harmonisch verlaufen, ohne Streit. Dass keiner von denen auf die Idee kommt: Man könnte doch jetzt mal darüber reden, wer das elterliche Haus erbt und wie der dann die anderen auszahlt. So etwas sollte man auf gar keinen Fall an Weihnachten verhandeln. Wünsche, Erwartungen, ob sie in Erfüllung gehen? Erwartungen, Wünsche, das haben auch die Menschen im Heiligen Land, damals zur Zeit der Bibel. Den meisten von ihnen geht es schlecht. Sie sind arm. Sie werden ausgebeutet von ihren eigenen Landsleuten und von der fremden Besatzungsmacht, die das Land regiert. Die Römer sind die Herren im Land. Die Israeliten wünschen sich, dass die Römer verschwinden. Sie wünschen sich, dass einer kommt, der sie vertreibt. Der Messias, der Retter, der König, er soll es richten. Er soll alles in Ordnung bringen. Er soll dafür sorgen, dass alle gut und in Frieden leben können. Der Messias - Gott wird ihn in die Welt senden. Das hoffen die Israeliten damals. Das wünschen sie sich. Dieser Wunsch geht in Erfüllung, sagt Matthäus, der Evangelist. Im Alten Testament beim Propheten Jesaja ist es vorausgesagt: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Ein Sohn wird geboren, Immanuel, Gott mit uns. Diese Ankündigung geht jetzt in Erfüllung in Jesus, sagt Matthäus, der Evangelist. Jesus ist vom Heiligen Geist. Das bedeutet: Gott selbst greift ein. Er ist die treibende Kraft in diesem Ereignis. Die Erwartung der Israeliten geht in Erfüllung, doch nicht so, wie sie es sich wünschen. Jesus ist der Messias, der Retter, doch nicht im politischen Sinne. Er kämpft nicht gegen die Römer. Er vertreibt sie nicht aus dem Land. Ganz im Gegenteil. Sie bringen ihn um am Kreuz wie einen gemeinen Verbrecher. Jesus ist kein politischer Befreier. Er kämpft nicht mit Waffen. Was aber tut er dann? Er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. So steht es im Evangelium. Was bedeutet das denn? Man wird sehen. Erwartungen, Wünsche, Gott erfüllt sie. Jesus erfüllt sie, aber nicht so, wie Menschen es sich vorstellen. Das müssen die Israeliten lernen, damals zur Zeit der Bibel. Das müssen wir lernen, heute. Warum erfüllt Gott unsere Wünsche bisweilen nicht so, wie wir es gerne hätten? Vielleicht, weil er besser weiß als wir, was gut für uns ist? Vielleicht, weil er uns einladen möchte, dass wir ihm vertrauen? Jesus, in unsere Welt geboren, sein Name ist Immanuel, Gott mit uns.

Pfr. Dr. Bernhard Lackner