am 13. April 2020

Brannte uns nicht das Herz

Evangelium: Lk 24,13-35

wie haben Sie den Ostersonntag verbracht? Waren Sie im Kreis Ihrer Engsten zu Hause? Oder waren Sie im Kreis Ihrer Engsten unterwegs? Egal wie Sie den Tag verbracht haben, er war ganz anders als in den Jahren zuvor. Viele Traditionen wurden aufgebrochen, angepasst oder verändert. Man war ganz anders unterwegs und verbachte den Tag ganz anders als gewohnt. Wie haben die Jünger den „ersten Ostersonntag“ verbracht? Waren sie im Kreis Ihrer Engsten zu Hause? Oder waren sie im Kreis ihrer Engsten unterwegs? Egal wie, sie haben ihn zunächst in Ratlosigkeit und großer Furcht verbracht. Ein Teil versteckte sich in ihren Häusern andere verließen Jerusalem. Sie wussten nicht mehr weiter. Frauen entdeckten das leere Grab und erzählten, dass Engel ihnen die Auferstehung Jesu verkündigt hatten. Unglaublich. Alles war anders als gewohnt.

Wir machen in diesen Tagen ganz neue Erfahrungen. Wir suchen nach neuen Wege um in Verbindung zu bleiben oder überhaupt Verbindung zu ermöglichen. Beziehungen herzustellen zu Menschen, die wir jetzt nicht direkt sehen oder besuchen können. Meine Tochter ist sehr traurig, dass sie Oma und Opa nur über das Internet sehen und sie nicht in den Arm nehmen kann. Das tut ihr weh. Anders gesagt, ihr Herz brennt. Aber wie geht sie damit um? Sie sagt es. Sie spricht aus, was sie bedrückt und was sie traurig macht. Sie verleiht ihrem Gefühl Ausdruck indem sie sich mitteilt. Damit kann sie die Situation verarbeiten. Sie bleibt im Gespräch, hält die Verbindung aufrecht und lebt Beziehung. Ganz anders als zu vor. Aber: Das Brennen tut nicht mehr so weh. Zwei Jünger machten in den Tagen nach dem „ersten Ostersonntag“ auch ganz neue Erfahrungen. Sie wussten nicht mehr weiter, wollten aufgeben, brachen die Beziehung zu den anderen Jüngern ab und machten sie auf den Weg nach Emmaus. Die Ereignisse der letzten Tage schmerzten sie sehr. Doch auch sie ließen Beziehung zu, als sich jemand auf ihrem Weg dazugesellte. Sie sprachen über ihren Schmerz und verleiten ihrem Gefühl Ausdruck. Später heißt es, auch sie hatten das Gefühl, ihr Herz brannte. Es scheint unsere gewohnte Form der „Gottes- und Jesusbeziehung“ ist gestört. Wir können nicht die Heilige Messe feiern, uns in seinem Namen versammeln und uns gemeinsam auf den Weg mit IHM machen. Doch ist das so? Mich erreichte vor Kurzem von einem sehr guten Freund eine Mail mit einem Zitat von der Gemeinschaft von Charles de Foucaulds:


Nicht alles ist abgesagt
Sonne ist nicht abgesagt
Frühling ist nicht abgesagt
Beziehungen sind nicht abgesagt
Liebe ist nicht abgesagt
Lesen ist nicht abgesagt
Phantasie ist nicht abgesagt
Gespräche sind nicht abgesagt
Hoffnung ist nicht abgesagt
Beten ist nicht abgesagt.

(Gemeinschaft Charles de Foucauld)

Ich würde gerne ergänzen: Die Ostererfahrungen sind nicht abgesagt Die zwei Jünger, die ihre Beziehung zu den andern Jünger abrechen wollten, machten eine Ostererfahrung: Als der Auferstandene mit ihnen betete, erkannten sie IHN. Ihre Hoffnung auf den Heiland erfüllte sich. Durch ihre Gespräche mit ihm und über ihn brachten sie ihr Herz zum brennen. Phantastisches wurde wahr, was geschrieben wurde, hat sich erfüllt, die absolute Liebe Gottes zu den Menschen hat gewonnen. ER ist mit uns durch seine Menschwerdung in Beziehung getreten. Neues Leben ist erwacht. Das Licht kam durch ihn in die Welt. Jesus Christus ist wahrhaftig auferstanden und wir sind sein Zeugen. Wir müssen in diesen Zeiten unsere Art wie wir Beziehungen leben überdenken. Und es geht dabei um unsere Gottesbeziehung und die Beziehung zu unseren Mitmenschen. Egal, ob fern oder nah. Vielleicht müssen wir auch neue Formen finden oder ausprobieren. Mir macht das heutige Evangelium Mut. Denn selbst wenn wir weglaufen, aus Angst oder Sorgen, Jesus sucht uns und begleitet uns auf unserem Weg. Er sucht mit uns Beziehung. Wir müssen nur mit ihm sprechen, uns auf ihn einlassen und ihm sagen, was uns bedrückt. Man erkennt ihn nicht gleich, aber im Teilen ist er mitten unter uns. Und man spürt, wie einem das Herz brennt. Dann aber bloß nicht stehen bleiben!!! Weitergehen und mit den anderen die Frohe Botschaft teilen. Lebendige Zeugen seiner Liebe sein. Amen.

PR. Niels Materne