am 31.5.2020

Lesung: Apg 2,1-11 

Lasst frischen Wind rein! Unser Jahresthema begleitet uns durch dieses Jahr, das so ganz anders ist als alles, was wir bisher erlebt haben. Frischer Wind. Das ist der Heilige Geist. Heute an Pfingsten feiern wir sein Fest. Heiliger Geist. Frischer Wind. Der wehte damals in Jerusalem. Lukas, der Verfasser des dritten Evangeliums, erzählt davon in seiner Apostelgeschichte. Er schildert, was die Apostel erleben, nach Ostern, nach der Auferstehung, nach der Himmelfahrt von Jesus Christus. Sie sind versammelt. Vom Himmel her kommt ein Brausen wie ein heftiger Sturm. Zungen wie von Feuer. Heiliger Geist. Begeisterung. Wie stellen wir uns das vor? .

Vielleicht wie in der Fußball-Bundesliga? Auf Schalke. Das Revierderby. Schalke gegen Dortmund. Ausverkauft. Das Stadion bebt. Das geht derzeit leider nicht. Stattdessen gibt es Geisterspiele. Sie begeistern nicht wirklich. Doch zurück zu den Aposteln. Da findet kein Geisterspiel statt. Eher ein Spiel mit Geist. Was tun sie? Sie gehen zu den Menschen hinaus und verkünden ihnen Gottes große Taten. Gottes große Taten. Für die Apostel und ihre Zeitgenossen ist es selbstverständlich: Gott existiert. Es gibt ihn. Er spricht zu uns durch Menschen. Durch Propheten. Vor allem aber durch Jesus Christus. Verbindlich. Endgültig. Für uns heute ist das nicht so einfach. Wir kommen in unserem Alltag ganz gut ohne Gott zurecht. Wir brauchen ihn nicht wirklich, weil wir selbst alles wissen und können. Die Naturwissenschaften sagen uns, wie die Welt funktioniert. Die Technik hilft uns, die Welt zu gestalten, so wie wir es wollen. Wir machen es selbst. Ohne Gott. Wir sind praktische Atheisten. Anders die Apostel und ihre Zeitgenossen. Sie glauben: Gott bestimmt unser Leben. Er bestimmt, was in der Welt geschieht. Wenn z.B. viele Menschen krank werden und sterben, dann kommt diese Pandemie von Gott. Er bestraft die Menschen, weil sie Böses getan haben. Er lässt es zu, dass böse Mächte über die Menschen herfallen und sie krank machen. Dämonen. Böse Geister. Im schlimmsten Fall der Teufel selbst. Wir dagegen wissen: Es sind nicht böse Geister. Es ist ein Virus. Wir können es besiegen. Wir entwickeln einen Impfstoff und Medikamente. So einfach ist das. So einfach? Was wissen wir über das Virus? Zu wenig. Sagen die Virologen. Und der Impfstoff und die Medikamente? Das kann dauern. Ein Jahr? Wird unsere Gesellschaft das aushalten? Wie viele werden noch sterben? Da werden uns Grenzen aufgezeigt. Grenzen unseres Wissens und Könnens. Wer zeigt uns diese Grenzen auf? Gott? Unsere Grenzerfahrung führt nicht automatisch zum Glauben an Gott. Da könnte auch einfach nichts sein. Wie kommen wir zum Glauben an Gott? Die Apostel verkünden Gottes große Taten auch heute. In den vergangenen Wochen durften wir hier in der Kirche keinen Gottesdienst miteinander feiern. Was haben wir getan? Wir haben SoFa-Gottesdienste gefeiert. Am Sonntag um 10 Uhr haben die Glocken geläutet. Im Internet gab es eine Videokonferenz. Gemeinsam haben wir begonnen. Dann hat jede Familie zu Hause für sich weiter gefeiert. Im Wohnzimmer. Begeistert. Frischer Wind. Heiliger Geist. Die Apostel verkünden Gottes große Taten. Gott ist da. Mit uns. Für uns. Sein Heiliger Geist weht. Frischer Wind.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner