Abschlussbericht Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten
Seelsorgeeinheit 21 Böfingen Jungingen im Dekanat Ehingen Ulm

Katholische Kirchengemeinde Zum Guten Hirten Ulm-Böfingen
Katholische Kirchengemeinde St. Josef Ulm-Jungingen

leitartikel

  1. Orte

Die Kirchengemeinde Zum Guten Hirten mit 2800 Mitgliedern liegt im Ulmer Stadtteil Böfingen. Hier leben 11200 Menschen unterschiedlichster sozialer, kultureller und nationaler Prägung. Die Siedlung wurde seit den 1950er Jahren erbaut. Bemerkenswert sind die beiden Schulen für Kinder und Jugendliche mit geistiger und mehrfacher Behinderung und der Sportverein VfL Ulm. Die Pfarrkirche Zum Guten Hirten einschließlich des Turms, das Gemeindehaus, die Kindertagesstätte Don Bosco, das Pfarrhaus und der Kirchplatz (Bischof-Sproll-Platz) stehen unter Denkmalschutz. Die Kirchengemeinde St. Josef mit 1000 Mitgliedern liegt in Ulm-Jungingen, einem ehemals rein evangelischen Dorf auf der Ulmer Alb. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen heimatvertriebene Katholiken in den Ort. Bemerkenswert sind die Vereine und die Einrichtungen der Lebenshilfe, wo Erwachsene mit Behinderung leben und arbeiten. In beiden Gemeinden ist die ökumenische Zusammenarbeit gut. Der Stellenplan sieht für die Seelsorgeeinheit einen Pfarrer (100 %) und eine Pastoralreferentin/Gemeindereferentin (50 %) vor. Seit Juli 2017 ist nur noch die Stelle des Pfarrers besetzt.

 

  1. Prozessteam

Der Gemeinsame Ausschuss der Seelsorgeeinheit ist Prozessteam Kirche am Ort. Dem Team gehören an:

  • die Kirchengemeinderäte Wolfgang Feilen (Gewählter Vorsitzender KGR Böfingen), Anita Meyer (Gewählte Vorsitzende KGR Jungingen), Karin Breidbach, Andrea Kling, Dr. Wilhelm Knecht, Petra Schmuker-Elze,
  • die Gemeindereferentin Elisabeth Urhahn bis Juli 2017,
  • die begleitende Referentin Martina Thalheimer,
  • der Pfarrer Dr. Bernhard Lackner.
  1. Verlauf

Der Gemeinsame Ausschuss wurde von Pfarrer Dr. Bernhard Lackner am 3. Mai 2016 ausführlich über den Prozess Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten informiert. Die Kirchengemeinderäte von Böfingen und Jungingen informierten sich bei einer gemeinsamen Klausurtagung am 12. November 2016 in Blaubeuren über den Prozess Kirche am Ort. Begleitet von zwei externen Referentinnen, Gerlinde Rempfer und Martina Thalheimer, wurden die vier geistlichen Haltungen Wertschätzen, Vertrauen, Lassen und Erwarten spirituell erschlossen. Die Begegnung der Kirchengemeinderäte aus beiden Gemeinden wurde als sehr wertvoll erfahren, die Gemeinschaft wurde gestärkt. Dekan Ulrich Kloos, Dekanatsreferent Dr. Wolfgang Steffel und das Prozessteam trafen sich zu einem Gespräch zum Beginn des Prozesses am 1. Februar 2017 in Böfingen. Erste Perspektiven für den Prozess wurden gemeinsam erarbeitet. In den Sitzungen der Kirchengemeinderäte war der Prozess Kirche am Ort mehrfach Gegenstand ausführlicher Beratung. Die vier geistlichen Haltungen waren vielfältig präsent: in Gottesdiensten und Predigten, im Adventsfenster der Kirche St. Josef in Jungingen, als geistlicher Impuls bei Versammlungen und Sitzungen, durch einen eigenen Raum auf unserer Homepage, in Artikeln im Gemeindebrief, bei Gemeindeversammlungen, beim Besinnungstag des Helferkreises Böfingen. Das Prozessteam tagte ein weiteres Mal in 2017. Es überprüfte und bestätigte die Kooperationsvereinbarung der Seelsorgeeinheit am 7. Januar 2018. Es traf sich noch zweimal in 2018 und einmal 2019. Am 9. Mai 2018 formulierte es: Menschen versammeln sich aus dem Glauben heraus, versichern sich ihres Glaubens, „damit wir uns nicht aus den Augen verlieren“. Glaube vermittelt sich über Personen, das müssen nicht Hauptamtliche sein. Es braucht Orte der Begegnung. Wir müssen einladend sein, es braucht neue Kommunikationsformen (Homepage, whats app). Gruppen verändern sich. Wir entwickeln uns weiter. Wir brauchen offene Gesprächsrunden, in denen neue Ideen geboren werden. Der Prozess Kirche am Ort war Gegenstand einer weiteren Klausurtagung des KGR Jungingen am 4./5. Mai 2018 in Haus der Comboni-Missionare bei Ellwangen, begleitet von unserer externen Referentin, Martina Thalheimer. Gemeindeversammlungen in Böfingen am 7. Oktober 2018 und in Jungingen am 14. Oktober 2018 bearbeiteten in Kleingruppen und im Plenum die Fragen: Was hat sich in den letzten 30 Jahren in Kirche und Gesellschaft verändert? Was ist „wesentlich“, unverzichtbar? Wesentlich sind: Überzeugende Menschen, Glaubenszeugnis im Alltag, verlässliche Beziehungen, unser Menschenbild „alle sind wertvoll“, gut mit sich selbst umgehen, Gelassenheit, eigene Spiritualität, Zuversicht und Vertrauen, auch wenn wir weniger werden, die eigene Gemeinde als Mittelpunkt und Heimat, auch wenn es Kirche an vielen Orten gibt, Kirche und Gemeindehaus als Orte der Gemeinschaft, ausdrücklicher Dank an die Verantwortlichen in der Gemeinde. Dekan Ulrich Kloos führte ein Mitarbeitergespräch mit Pfarrer Dr. Bernhard Lackner am 30. Januar 2019. Der Prozess Kirche am Ort wird abgeschlossen in einer gemeinsamen Sitzung beider Kirchengemeinderäte mit Dekan Ulrich Kloos am 11. April 2019 im Gemeindehaus Jungingen und einem gemeinsamen Gottesdienst am Sonntag, 12. Mai 2019, in Böfingen mit Dekan Kloos.

  1. Biblische Bilder

Im Prozess Kirche am Ort begleiteten uns unsere Jahresthemen:

  • Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten (2017),
  • Wandlung der Gesellschaft – Wandlung der Kirche (2018),
  • Nehmt Neuland unter den Pflug! Hosea 10, 12 (2019) - in Sorge um das gemeinsame Haus (Dekan Ulrich Kloos).
  1. Ziele

Im Prozess Kirche am Ort haben wir folgende pastorale Ziele formuliert: Wir wollen

  • Gemeinschaft mit Gott und miteinander erfahren und ermöglichen, in den Gottesdiensten und in anderen Veranstaltungen,
  • Kinder, Jugendliche und Familien fördern und ihnen in der Kirche Heimat geben,
  • Ehrenamtliche gewinnen, befähigen und begleiten,
  • die Kerngemeinde stärken.
  1. Projekte

Im Prozess Kirche am Ort haben wir die folgenden Projekte begonnen bzw. erneuert und weitergeführt:

Liturgie

Am Abend des Karsamstags halten wir seit 2018 eine Osterfeier für Familien, in der wir in einfacher, kindgerechter Form das Osterfest liturgisch erschließen. Die Feier findet alternierend in Jungingen und in Böfingen statt je für die Familien beider Gemeinden.

Katechese

Maßgeblich getragen von unserer ehrenamtlichen Religionslehrerin Ellen Mermi haben wir die Vorbereitung auf die Erstkommunion und auf die Firmung neu konzipiert. Kinder und Jugendliche erlernen im Kommunionkurs bzw. im Firmkurs wesentliche Glaubensinhalte. Zusammen mit ihren Familien werden sie an drei Terminen durch thematische Führungen in der Kirche und in einer anschließenden einfach gestalteten Messfeier mit Kirchenraum und Liturgie vertraut.

Ökumene

Anstelle eines jährlichen, schlecht besuchten Vortrags zu einem aktuellen Thema gibt es jetzt einen jährlichen gemeinsamen Ausflug der evangelischen und katholischen Kirchengemeinderäte von Jungingen, zu dem auch Nicht-KGR-Mitglieder eingeladen sind. Die vor allem von Kindern und Familien sehr gut frequentierte ökumenische Gemeindebücherei in Jungingen wird auf EDV umgestellt. Beim Herbstmarkt der Junginger Vereine sind evangelische und katholische Kirche erstmals mit einem gemeinsamen Stand präsent – Kirche an vielen Orten. Beim Christkindlesmarkt der katholischen Kirchengemeinde Böfingen beteiligte sich die evangelische Auferstehungsgemeinde Böfingen zum ersten Mal mit einem eigenen Stand. Seit Jahren haben die Gustav-Werner-Schule (für Menschen mit geistiger Behinderung), die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule (für Menschen mit mehrfacher Behinderung) und die Eduard-Mörike-Schule (Grundschule, Werkrealschule) Stände auf dem Markt. Seit zwei Jahren gibt es nach dem ökumenischen Gottesdienst an Neujahr einen Stehempfang im Gemeindehaus Zum Guten Hirten in Böfingen.

Musik

In Jungingen haben wir den Kinderchor JungSpatzen gegründet. Er wird geleitet von Kirchenmusikerin Petra Schmuker-Elze. Der Chor ist offen auch für nichtkatholische Kinder und für Kinder aus Böfingen. Das Mitsingen im Chor ist kostenfrei für die Kinder. Der Chor gestaltet Gottesdienste (Osterfeier für Familien, Erstkommunion, Krippenfeier). Er hatte Auftritte an vielen Orten: bei der Seniorenadventsfeier der bürgerlichen Gemeinde und der Kirchen, beim Weihnachtskonzert des Musikvereins Jungingen, beim Schulfest der Gutenberg-Grundschule Jungingen. In Böfingen wurde der Popchor Ulm gegründet mit ca. 40 Sängerinnen und Sängern aus der Region Ulm. Der Chor singt unter Leitung von Kirchenmusiker Roland Eppelt geistliche und weltliche Popmusik in Gottesdiensten und Konzerten. 2018 haben wir einen neuen Kirchenchor für die Seelsorgeeinheit gegründet: den Singkreis Böfingen Jungingen mit Sängerinnen und Sängern aus beiden Gemeinden, geleitet von Kirchenmusikerin Monika Oswald.

Kunst

Im Sommer 2016 wurde in Jungingen anlässlich der Kirchweihe vor 50 Jahren das von der Künstlerin Monika Baumhauer gestaltete Gemälde „Heiliger Josef“ in der Pfarrkirche enthüllt und gesegnet. Im November 2017 wurde in Böfingen anlässlich der Kirchweihe vor 50 Jahren die von Karin Breidbach und Johannes Vogel geschaffene Skulptur „Guter Hirte“ auf dem Kirchplatz enthüllt und gesegnet.

Menschen mit Behinderung

Zusammen mit der Seelsorgestelle für Menschen mit Behinderung haben wir Gemeindegottesdienste an Sonntagen in Leichter Sprache in Böfingen und Jungingen gestaltet. Gemeindereferentin Monika Romer, Seelsorgerin für Menschen mit Behinderung, hat biblische Texte, Predigt und Gebete entsprechend formuliert. Seit vielen Jahren kooperieren wir in Böfingen eng mit der Seelsorgestelle bei Gottesdiensten und bei der Vorbereitung auf die Sakramente (Kommunion, Firmung). Im Januar 2019 haben wir im Rahmen der ökumenischen Woche evangelische und katholische Christen in Böfingen eingeladen zu einer Abendveranstaltung zum Thema Inklusion und zu einem Besuch in der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule, gestaltet von den zuständigen Seelsorgerinnen, Pfarrerin Stephanie Ginsbach (evangelisch) und Gemeindereferentin Monika Romer (katholisch).

Betriebsseelsorge

Betriebsseelsorger Michael Brugger aus Ulm absolvierte ein mehrwöchiges Praktikum in der privatwirtschaftlich von der Fa. Compassio geführten Seniorenresidenz Haus Michael in Böfingen. Es folgte ein ausführliches Auswertungsgespräch mit Pfarrer Dr. Bernhard Lackner über Senioren und Mitarbeitende in der Altenpflege einschließlich der gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.

Information

In Böfingen wurde 2017 zum Anlass der Kirchweihe vor 50 Jahren von einem Team unter Leitung von Roland Eppelt eine Gemeindebroschüre neu erstellt, in der Personen, Gruppen und Initiativen in der Gemeinde in Bild und Text professionell vorgestellt werden (s. Anhang). Die Broschüre wurde 2017 allen Mitgliedern der Kirchengemeinde zugestellt. Neuzugezogene erhalten die Broschüre zusammen mit einem Begrüßungsbrief. In Jungingen wurde der Gemeindeflyer aktualisiert (s. Anhang).

  1. Konkrete Schritte

Wir wollen das Team der Kinderkirche in Böfingen personell und inhaltlich unterstützen und das Familiengottesdienstteam in Jungingen neu aufbauen. Wir wollen die Kerngemeinde stärken, indem wir immer im Blick haben, dass wir nicht nur für andere etwas tun, sondern auch für uns selbst.

  1. Rückmeldung an das Dekanat und an die Diözese

Wir bitten die Diözesanleitung, mehr pastorales Personal in unsere beiden Gemeinden zu senden.

  1. Beschluss

Dieser Pastoralbericht wurde beraten und beschlossen im Prozessteam/Gemeinsamer Ausschuss am 28. Februar 2019 in Jungingen und in einer gemeinsamen Sitzung beider Kirchengemeinderäte mit Dekan Ulrich Kloos am 11. April 2019 in Jungingen. Für das Prozessteam/den Gemeinsamen Ausschuss und die Kirchengemeinderäte Zum Guten Hirten Ulm-Böfingen und St. Josef Ulm-Jungingen

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner