Am 05. November 2023

berg sw

EVANGELIUM: Mt 23,1-12

Wir feiern heute das Kirchweihfest. Kirche, das sind wir selbst, wir alle, die Gemeinschaft der Glaubenden. Kirche, das ist aber auch dieses Haus, in dem wir uns versammeln, hier und jetzt. Was wissen wir über unsere Kirche? Die Katholische Pfarrkirche Zum Guten Hirten in Ulm-Böfingen wurde am 5. November 1967 von Bischof Carl-Joseph Leiprecht geweiht. Vorher versammelte sich die Gemeinde zum Gottesdienst in einer Notkirche.

Das war eine als Gottesdienstraum hergerichtete ehemalige Scheune. Der Name „Zum Guten Hirten“ gibt der Kirche und uns als Gemeinde das Leitbild vor: Jesus Christus ist der gute Hirte. Er ist gekommen, damit die Menschen das Leben in Fülle haben (vgl. Joh 10, 10) – die Menschen in der Kirche und darüber hinaus. Wer über unseren Kirchplatz geht, sieht ihn – den guten Hirten – in Stein gehauen von dem Bildhauer Johannes Vogel nach einem Entwurf von Karin-Marin Breidbach. Besonders das Schaf neben dem Hirten ist bei unseren Kindergartenkindern beliebt. Anfassen und Draufsetzen ausdrücklich erlaubt. Unser Kirchplatz trägt seit 2016 den Namen des Rottenburger Bekennerbischof Joannes Baptista Sproll. Bischof Sproll leistete Widerstand gegen die Nationalsozialisten und wurde deshalb von den Nazis aus seinem Bistum vertrieben. Kirche, Gemeindehaus, Kindergarten, Pfarrhaus und Kirchturm gruppieren sich um den verbindenden Gemeindeplatz. Alle Gebäude und der Platz wurden von Architekt Josef Götz aus Heidenheim geplant. Die Kirche hat ein großes, schützendes Vordach; sie ist wie die anderen Gebäude nach Süden, zum Donautal hin, ausgerichtet. Innen ist die Kirche ein moderner, „gerichteter, in strenger Ordnung aufgebauter Hallenraum“ (Josef Götz). Sie hat 500 Sitzplätze im Kirchenschiff und Platz für mehr als 50 Sängerinnen und Sänger auf der Empore. Der Bau und die Baustoffe (Beton, Ziegel, Holz) sind wahrhaftig und werkgerecht. Man sieht, wie und woraus die Kirche gebaut ist. Der Bildhauer Franz Bucher aus Rottweil hat den Innenraum gestaltet. Der Altar ist der Ort des Mahles, der Ambo ist der Ort der Wortverkündigung. Beide sind aus Basaltlava gefertigt. Das Relief in der Altarrückwand zeigt den Gekreuzigten, angedeutet, fragwürdig in dem Sinne, dass Jesus Christus befragenswürdig ist, uns Antwort gebend auf unsere Fragen. Die 14 Kreuzwegstationen sind eine Kopie eines mittelalterlichen Kreuzwegs, Leihgabe der Kirchengemeinde Riedlingen. Die Glasfenster hat der Künstler Ludwig Schaffrath aus Alsdorf gefertigt, im Hauptraum der Kirche als Bleiverglasung, in der Kapelle beim Eingang in Glasbetontechnik, abstrakt, nicht bildlich oder illustrativ, „weniger geschwätzig, sondern von kraftvoller Verschwiegenheit“ (Ludwig Schaffrath). Das Marienrelief im Altarraum hat der Bildhauer Paul Brandenburg aus Berlin in Aluminium-Guss geschaffen. Schützend trägt die Mutter das Kind, das segnend auf den Betrachter zukommt. Das Vortragekreuz am Altar und den Wandbehang an der Kirchenrückwand hat Edigna Schreml gestaltet. Seit 2022 hängt in der Kapelle am Eingang ein Fastenhungertuch von Karin-Maria Breidbach. Es zeigt das Volk Gottes auf dem Weg durch die Wüste, Exodus. Die Orgel wurde 1985 von der Firma Weigle, Echterdingen, erbaut. Sie hat zwei Manuale, Pedal, 26 Register, eine mechanische Spieltraktur und eine elektrische Registertraktur. Neu ist ein e Setzer. Digital können Registerkombinationen vorprogrammiert und dann beim Spielen schnell und einfach aktiviert werden. Konstruiert und eingebaut hat den e Setzer Roland Eppelt. Im Turm der Kirche erklingen seit 1991 fünf Glocken der Firma Bachert aus Heilbronn: (1. Guter Hirte, es´,1600 kg, 2. Ave Maria, f´, 1250 kg, 3. St. Martin, g´, 920 kg, 4. St. Josef, b´, 500 kg, 5. St. Franziskus, c´´, 330 kg.) Kirche, Gemeindehaus, Kindergarten, Pfarrhaus, Turm und Kirchplatz stehen unter Denkmalschutz. Das ist eine Ehre und eine Last; immer, wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir das Denkmalamt fragen. Allen, die beim Bau der Kirche und der anderen Gebäude mitgeholfen haben, allen, die bis heute helfen, dass alles erhalten bleibt, sagen wir ein herzliches Vergelts Gott. Gemeinsam sind wir Kirche Zum Guten Hirten.

Pfarrer Dr. Bernhard Lackner