Am 03. August 2025
Es gibt Menschen, die an Gott glauben. Es gibt Menschen, die nicht an Gott glauben, Atheisten. Gott existiert nicht, sagen sie. Wie begründen sie ihre These? Ein Argument formuliert der Philosoph Ludwig Feuerbach. Er sagt: Der Mensch schuf Gott nach seinem Bild. Menschen erleben sich als unvollkommen, hilflos, ohnmächtig, sterblich. Aus dieser Erfahrung des Defizitären schließen sie: Es muss ein Wesen geben, das nicht unvollkommen ist, nicht hilflos, nicht ohnmächtig, nicht sterblich, sondern vollkommen, allmächtig, ewig: Gott. Dieser Gott ist also von Menschen gemacht, von Menschen erdacht. Er lebt nur in ihrer Phantasie. Er existiert nicht wirklich. Der Mensch schuf Gott nach seinem Bild, sagt Ludwig Feuerbach, sagen die Atheisten. Neben diesem theoretischen Atheismus gibt es auch einen praktischen Atheismus. Menschen sind wohlhabend, reich. Sie haben Erfolg im Beruf, im Geschäftsleben, in der Politik. Sie sind versucht zu denken: Ich habe alles im Griff. Ich habe alles unter Kontrolle. An mir kommt keiner vorbei. Wenn ich etwas brauche, kann ich mir das kaufen. Ich bin von niemandem abhängig. Ich bin auf niemanden angewiesen, nicht auf andere Menschen und nicht auf Gott, den es möglicherweise gar nicht gibt, den ich gar nicht brauche. Das ist praktischer Atheismus. Es gibt ihn außerhalb der Kirche. Gibt es ihn auch in der Kirche, bei uns? Unterliegen wir bisweilen der Versuchung, so zu leben, als ob es Gott gar nicht gäbe? Ein praktischer Atheist begegnet uns heute im Evangelium, ein reicher Mann. Er freut sich auf eine gute Ernte. Seine Scheunen sind zu klein. Er baut größere. Er sagt: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iß und trink und freu dich des Lebens. Gott sagt zu ihm: Du Narr, noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem gehören dann deine Schätze? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist. Zwei Fehler macht der reiche Mann. Er vertraut allein auf sein Vermögen und er ist nicht bereit, mit anderen zu teilen. Er hat Gott aus dem Blick verloren und auch seine Mitmenschen. Er scheitert. Wie ist das bei uns? Auf wen vertrauen wir? Wie gehen wir mit unserem Wohlstand um? Wohlstand und Freizeitangebot, das sind zwei Gründe für den Rückgang des Glaubens in unserer Gesellschaft. Menschen vertrauen auf ihr Geld. Ich kaufe mir, was ich brauche. Wir haben ein riesiges Angebot an Freizeitaktivitäten. Wer braucht da noch die Kirche und den Glauben? Viele leben in Städten, eine Person in einer Wohnung. Keiner kennt den anderen. Individualisierung, Urbanisierung, Wohlstand und Freizeitangebot, das sind vier Gründe dafür, dass Glaube und Kirche unwichtiger werden bei uns, sagen die Religionssoziologen. Der Philosoph Erich Fromm sagt: Sich nicht vorwärts zu bewegen, zu bleiben, wie man ist, sich auf das verlassen, was man hat, ist eine sehr große Versuchung. Denn was man hat, kennt man. Man fühlt sich darin sicher. Man kann sich daran festhalten. Wir haben Angst vor dem Schritt ins Ungewisse, ins Unsichere und vermeiden ihn deshalb. Jeder Schritt birgt die Gefahr des Scheiterns und das ist einer der Gründe, weshalb der Mensch die Freiheit fürchtet. Wie lautet noch unser Jahresthema? Denkt weiter und vertraut auf das Evangelium.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
Bildnachweis
- Das Grab des Reichen Mannes - KI-generiert
- Reiche Ernte - KI-generiert