Bei unserem Böfinger Patrozinium am Guten-Hirten-Sonntag, 17. April, wollen wir nach dem Festgottesdienst unserem Kirchplatz den Namen „Bischof-Sproll-Platz“ geben, indem wir das auf dem Platz angebrachte Straßenschild der Stadt Ulm enthüllen. Joannes Baptista Sproll war Bischof der Diözese Rottenburg von 1927 bis 1949. Schon früh erkannte er die Gefahr, die vom Nationalsozialismus ausging. In Predigten und anderen Verlautbarungen bezog er Stellung gegen das NS-Terrorregime. Am 10. April 1938 boykottierte er die Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. In der Folge inszenierte die NSDAP Demonstrationen gegen ihn, das Bischofshaus wurde gestürmt und verwüstet. Bischof Sproll wurde von den Nationalsozialisten aus seiner Diözese verbannt und fand im Heilbad Krumbad (Bayerisch Schwaben) bei den dortigen Schwestern Unterkunft, bis er 1945 schwer erkrankt in seine Diözese zurückkehren konnte. Er starb am 4. März 1949. Bischof Sproll ließ sich weder durch Diffamierung und Einschüchterung noch durch Drohungen und persönliche Verfolgung davon abbringen seinem Gewissen zu folgen. Das Seligsprechungsverfahren für ihn ist eingeleitet. Deshalb ist es für uns eine Ehre, unseren Kirchplatz nach ihm zu benennen, zumal viele Straßen in Böfingen die Namen von Widerstandskämpfern und Verfolgten aus der NS-Zeit tragen. Genannt seien Eugen Bolz und Alfred Delp. Die erste Kirche in seiner Diözese, die Bischof Sproll nach seiner Rückkehr aus dem Exil betrat, war St. Georg in Ulm. Bischof Gebhard Fürst und die Stadt Ulm haben der Benennung unseres Kirchplatzes nach Bischof Sproll zugestimmt. Der Name „Bischof-Sproll-Platz“ wird im Stadtplan und in weiteren amtlichen Veröffentlichungen erscheinen, kann aber nicht postalische Adresse sein, da der Platz nicht Eigentum der Stadt ist. Trotzdem freuen wir uns über die Namensgebung, am Patrozinium und darüber hinaus.
Bernhard Lackner
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