Maria im Mai
„Segne du, Maria“. Mit dieser Bitte beginnt ein bekanntes Marienlied. Es wird gerne gesungen, vor allem jetzt im Mai, dem Marienmonat. Warum wenden wir uns an Maria? Ganz einfach, weil sie die Mutter ist. Die stärkste Bindung, die zwischen zwei Menschen existiert, das ist die Beziehung der Mutter zu ihrem Kind. Das sagen die Psychologen, und wir wissen es alle intuitiv. Es ist nicht die Liebe zwischen Mann und Frau. Es ist die Liebe der Mutter zu ihrem Kind. Maria ist die Mutter. Jesus ist der Sohn. Er ist uns wichtig. Deshalb ist uns auch seine Mutter wichtig. „Segne du, Maria“. Wir wenden uns an Maria, weil wir wissen: Sie ist eng verbunden mit ihrem Sohn, mit Jesus, mit Gott. Sie ist die Mutter, nicht der Vater. Vater und Mutter, traditionell sind die Rollen festgelegt, in einer Gesellschaft, die eher patriarchal geprägt ist. In der Bibel und in unserer eigenen Welt bis vor einer Generation, da galt der Vater als streng, bestimmend, strafend, die Mutter dagegen als verständnisvoll, großzügig, vergebend. Im Rahmen dieser Rollenbilder braucht Gott, der Vater, ein Gegenüber, die Mutter eben, also Maria. Auch wenn dieses Gottesbild nicht das Bild ist, das Jesus von Gott, seinem Vater, hat. Für Jesus ist Gott eben nicht der strenge Richter. Für Jesus ist Gott abba, lieber Vater, Papa, ein Vater, der viel Verständnis hat für seine Kinder, ein Vater, der nicht richtet und bestraft, ein Vater, der sich vielmehr Sorgen macht um seinen verlorenen Sohn und ihn wieder bei sich aufnimmt, voller Freude. Mütterliche Eigenschaften, wenn wir so wollen. „Segne du, Maria.“ Maria ist die Mutter. Noch etwas kommt hinzu. Maria kann Vorbild sein für die Mütter und für die Väter. Eltern sind eingeladen, ihre Kinder zu segnen, ihnen die Hände aufzulegen, sie zu begleiten mit ihrem Gebet. Christen sind eingeladen, einander zum Segen zu werden. „Segne du, Maria.“ Ihr Segen ist letztlich der Segen, der von Gott kommt. Segen für Denken und Tun. Segen für Tag und Nacht. Segen für die Menschen, die uns wichtig sind. Segen, der uns geleitet durch das ganze Leben bis zum Ziel, dass wir hier den Frieden finden und dort den Himmel.
Ihr Pfarrer Dr. Bernhard Lackner
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