Doch die Voraussetzungen bei uns sind andere als in den armen Ländern. Da könnten wir mehr tun, für eine gerechtere Welt. Wir sind keine Heiligen. Wir schauen oft genug nur auf unser eigenes Wohl, dass es uns gut geht. Was mit den anderen passiert, das ist uns egal. Wir sind keine Heiligen. Wir alle sind Heilige, sagt uns das heutige Fest. Wir sind Heilige. Nicht, weil wir so vorbildlich leben, sondern weil Gott uns zu Heiligen macht. Wie geht das? Er sagt uns: Ihr seid mir wichtig. Ich bin bei euch. Ich, Gott, bin heilig. Ich bin euer Vater. Ihr seid meine Kinder. Kinder sind ihren Eltern ähnlich. Deshalb seid auch ihr heilig, ganz egal, was ihr tut oder nicht tut. So ist das bei den Eltern und ihren Kindern. Eltern stehen zu ihren Kindern. Auch wenn die Kinder Dummheiten machen, schlimme Dinge tun, die Tür des Elternhauses steht immer offen. Eltern stehen zu ihren Kindern, vor allem die Mütter. Sie können gar nicht anders. Genauso ist Gott zu uns. Er steht zu uns wie ein guter Vater, mehr noch, wie eine Mutter. „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.“ So lesen wir im 1. Johannesbrief. Wir sind Kinder Gottes. Kinder sind ihren Eltern ähnlich. Gott steht zu uns, egal, was wir tun, egal, was kommt. Können wir das auch? Ältere Menschen schauen zurück auf ihr Leben. Sie werden gefragt: Was hättest du anders gemacht? Manche sagen: Ich hätte weniger arbeiten sollen. Ich hätte mir mehr Zeit nehmen müssen für die Menschen, die mir wichtig sind. Andere sagen: Ich hätte nicht so nachtragend sein sollen. Unsere Lebenszeit ist so kostbar. Es bringt doch nichts, ewig in den alten Wunden zu bohren. Besser ist es, gleich zu verzeihen, zu vergeben, anderen und mir selbst. Und dann: Nach vorne schauen! Wir feiern Allerheiligen. Wir alle sind Heilige. Nicht weil wir so heiligmäßig leben, sondern weil Gott uns heilig macht. Er ist unser Vater. Wir sind seine Kinder – ihm ähnlich.

Pfr. Dr. Bernhard Lackner