In der Adventszeit wird in unseren Kirchen in Böfingen und in Jungingen die Weihnachtskrippe aufgebaut. Das macht unseren Mesnerinnen, Frau Späth und Frau Wilken, und ihren Helfern richtig viel Arbeit. Herzlichen Dank dafür! Bereits in den Tagen vor Weihnachten ist die Krippe dann (fast) komplett. Man sieht den Stall von Betlehem, eingebettet in eine grüne Landschaft. Wir sehen die Menschen, die sich auf den Weg machen zur Krippe. Die Hirten. Die Engel. Noch nicht zu sehen ist freilich die heilige Familie: Maria, Josef und das Jesuskind. Die kommen erst am Heiligen Abend. Auf die müssen wir noch ein wenig warten. Warten und erwarten. Darum geht es jetzt im Advent. Viele können es freilich gar nicht erwarten. Bereits Ende August gibt es Lebkuchen und anderes Weihnachtsgebäck in den Geschäften zu kaufen. Schon in der letzten Woche im November wird man aus dem Radio und in den Einkaufsmeilen vollgedudelt mit weichgespülter weihnachtlicher Musik. Firmen und Vereine laden ein zur Weihnachtsfeier und lassen es dabei so richtig krachen. Es wird viel und gut gegessen und getrunken. Weihnachtslieder und irgendeine Form von Besinnung inclusive. Menschen kommen einander näher. Was ja an sich nichts Schlechtes ist. Allüberall laden Weihnachtsmärkte ein zum vorweihnachtlichen Konsum. Wer das alles mitnimmt, braucht bisweilen eine gute Kondition, und ist froh, wenn der ganze Rummel endlich vorbei ist und Ruhe einkehrt – an Weihnachten. Anschließend, gleich nach dem Zweiten Weihnachtsfeiertag, wird dann sofort umdekoriert – auf Silvester und Fasching. Ursprünglich war das mal anders gedacht. Der Advent ist die Zeit der Erwartung. Eine Zeit der Stille. Eine Zeit, in der wir uns vorbereiten auf Weihnachten. Ähnlich wie wir uns in der Fastenzeit vorbereiten auf Ostern. Advent ist Zeit der Erwartung. Deshalb versuchen wir in unseren Gemeinden, diese Zeit freizuhalten von abendlichen Sitzungen. Ich selbst nehme mir vor, nach Möglichkeit keine Weihnachtsfeiern zu besuchen und noch keine Weihnachtslieder zu singen. Das möchte ich mir aufheben für den Heiligen Abend und für die Weihnachtszeit. Im Gottesdienst ist im Advent alles viel einfacher und schlichter als im übrigen Kirchenjahr. Der Adventskranz begleitet uns durch den Advent. Die grünen Zweige sind Zeichen der Hoffnung. Wir erwarten die Geburt des göttlichen Kindes. Die Kerzen weisen uns hin in auf das Licht, das an Weihnachten von der Krippe ausstrahlen wird. Erwarten. Das ist die geistliche Haltung des Advents. Ebenso ist das Erwarten eine der vier Haltungen, die uns leiten, wenn wir uns einlassen auf den Prozess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“. Was ist uns wichtig in unserem Leben als Christen und in unserer Kirche? Mit welchen Menschen sind wir verbunden? Seelenverwandt? Wie werden Christsein und Kirche in der Zukunft aussehen? Was dürfen wir erwarten? Von uns selbst? Von unserer Kirche? Von Gott? Er will uns begegnen. Er will uns nahe kommen. Dort, wo wir ihn erwarten, und an uns unbekannten Orten, bei uns fremden Menschen, in wenig vertrauten Lebenssituationen. Uns allen wünsche ich eine stille Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner