Wenn andere Kirchengemeinden ihre Selbständigkeit aufgrund Bildung immer größerer Seelsorgeeinheiten und rückläufiger Mitgliedszahlen aufgegeben haben, so ist St. Josef zum 1. Januar 2010 selbständige Kirchengemeinde geworden. Ein Blick zurück: St. Josef war zunächst Teilkirchengemeinde von St. Georg und später vom Guten Hir-ten in Böfingen. Doch seit seinen Anfängen war St. Josef immer eine selbstbewusste Gemeinde. Pfarrer und Pfarrhaus weit weg in Böfingen. Noch heute liegt das Örlinger Tal zwischen den beiden Gemeinden, eine direkte Verbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr gibt es bis heute nicht. Alles was in St. Josef stattfand, erfolgte mit großem Engagement vieler Ehrenamtlicher. Wir hatten ein starkes Gemeindeleben, doch kein Haushaltsrecht. Im Laufe der Jahre hat sich das Gemeindeleben verändert und war spürbar rückläufig geworden. Wie könnte das En-gagement der Gemeindemitglieder gestärkt werden? Da kam der Vorschlag des damaligen Dekans Hambücher zur rechten Zeit: St. Josef soll selbständig werden. Wir haben jetzt einen „richtigen“ Kirchengemeinderat, einen eige-nen Haushalt und stehen finanziell erheblich besser da als zuvor. Wir verhandeln im Gemeinsamen Ausschuss auf Augenhöhe mit unserer Schwestergemeinde zum Guten Hirten. Das hat den beiden Gemeinden in der Seelsorge-einheit gutgetan. Der Blick in die Zukunft: Gerade 10 Jahre ist es her, dass Pater Klaus Mertes die Missbrauchsfälle an die Öffentlichkeit brachte. Der Ruf nach Veränderungen in der katholischen Kirche wird zunehmend lauter. Zu den bereits bestehenden Reformgruppen „Wir sind Kirche“ und „pro concilio“ sind hinzugekommen „Maria 2.0“ und „Konzil von unten“ (siehe extra Artikel in diesem Blatt). Auch die deutschen Bischöfe haben erkannt, dass über Reformen gesprochen werden muss. Heiße Eisen wie die Macht in der Kirche, die Stellung der Frauen, die Sexualmoral und die Lebensform der Priester sind die Themen des Synodalen Weges. Reformen sind wichtig für die Glaubwürdigkeit der Kirche. Doch diese Themen gehen uns alle an. Jeder einzelne von uns ist gefragt: Wie ste-he ich zum Glauben, zu meiner Kirche? Mit Blick auf unser Jahresthema „Lasst frischen Wind rein“: Welches Fens-ter kann ich öffnen, dass unsere Gemeinde frischen Wind spürt? Freuen wir uns über zehn Jahre Selbständigkeit St. Josef und auf noch viele Jahre in einer geschwisterlichen Gemeinschaft in unserer Gemeinde. Mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 10. Mai 2020 in St. Josef mit dem Chor Choreluja hätten wir gerne diese Freude zum Ausdruck gebracht ..... das mußten wir aber leider wegen der CORONA-Krise unterlassen.
Am 6. Januar waren wieder ganz traditionell unsere Sternsinger in Jungingen unterwegs. Es ist wunderbar, dass sich wieder 30 Kinder und Jugendliche unserer Gemeinde auf den langen, kalten Weg gemacht haben und den Segen in die Häuser brachten. Die diesjährige Aktion stand unter dem Motto "Frieden! Im Libanon und weltweit". In der Vorbereitung haben wir von Kindern im Libanon gehört, die im Alltag unter Kriegsfolgen leiden. Und wir haben Beispiele für Projekte gesehen, in denen sich Jugendliche verschiedener Konfessionen treffen und einander kennenlernen. Mit Verständnis, Begegnungen und sogar Freundschaften werden hoffentlich weitere Kriege verhindert. Das haben wir auch im Gottesdienst aufgegriffen. Grenzen und Feindschaften hätten auch damals die Heiligen Drei Könige am Besuch der Krippe hindern können - wie gut, dass das nicht geschehen ist! Mit viel Schwung und frohem Mut zogen unsere Sternsinger also durch Jungingen. Dabei konnte sie das stolze Ergebnis von 4295,71 Euro für das Kindermissionswerk sammeln. Ein herzliches Dankeschön - an alle Sternsinger und auch alle Spender, die unsere Sternsinger so herzlich in ihre Häuser gebeten haben!
A. Houdek für das Team
Liebe Mitchristen,
„Nehmt Neuland unter den Pflug“ so lautete das Jahresthema des vergangenen Kirchenjahres. Die Aufforderung steht beim Propheten Hosea (10,12) und erging an das Volk Israel, das gerade einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, die Reichen immer reicher wurden, die Armen immer ärmer. Durch die Großmächte Ägypten und Assur wurde die außenpolitische Lage gefährlich. Scharf kritisierte Hosea die Ausbeutung der Armen und die Verehrung fremder Götter. Eine gesellschaftliche Situation mit der unseren vergleichbar: die Armut in unserem Land steigt, die Menschen wenden sich anderen „Göttern“ vornehmlich dem Konsum zu. Deshalb hatte sich der Kirchengemeinderat für dieses Jahresthema entschieden. „Nehmt Neuland unter den Pflug“ Was pflügen bedeutet, hat uns beim Helferfest Dekanantsreferent Wolfgang Steffel eindrucksvoll verdeutlicht:
Pflügen bedeutet, den Boden wenden, den Boden von oben nach unten, den Boden von unten nach oben. Bereit sein zu Wende, zur Umkehr, zur Neuausrichtung.
Pflügen bedeutet aber nicht, alles gut Verwurzelte und Blühende umzuwenden. Und davon gibt es in unserer Gemeinde einiges:
Pflügen bedeutet, den Boden zu lockern, Verkrustungen und Verkrampfungen loszulassen und in einem guten Sinne lockerer, leichter, freier zu werden.
Das tun wir beim Feiern, ob beim Kinderfasching oder beim Fronleichnamsfest; beim eindrucksvollen Tag der Musik. Der erfolgreiche Zusammenschluss unserer beiden Chöre Singkreis und Living Voices zum neuen Chor Choreluja lässt uns Neues wagen; Träger ist jetzt auch die Böfinger Gemeinde. Den neuen Chor erleben konnten wir bei unserem Eine-Welt-Tag im November. Wir hörten ausdrucksstarke Lieder. Für 2020 plant der Chor eine klassische Messe im Mai und ein Konzert im November.
Pflügen bedeutet, den Boden zu lüften, zu belüften. Die Luft, das Wehen des Geistes hereinzulassen, uns von IHM belüften und beatmen zu lassen.
Das ist uns gelungen beim eindrucksvollen Gottesdienst mit biblischen Figuren. Die Szenen weiteten unseren Blick hinaus in die Welt: Auf die Demonstrationen in Hongkong und die Gefährdung der Demokratien weltweit durch Populisten, Kräfte von Links und Rechts; auf die Missachtung der Arbeitnehmerrechte in der Textilindustrie und die Verseuchung der Umwelt durch Pestizide; auf die drohende Klimakatastrophe und nicht zuletzt auf den Zustand unserer Kirche selbst mit der Szene, wie ein Bischof und eine Frau an unserer Kirche zerren, dass sie selbst zu zerreißen droht.
„Nehmt Neuland unter den Pflug“ - das tat der Kirchengemeinderat dann auch in seiner Septembersitzung unter dem Tagesordnungspunkt „Die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der katholischen Kirche“. Der Missbrauchsskandal, die Aktion Maria 2.0 und der immer lauter werdende Ruf nach Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Einhaltung des Grundgesetzes und die Veränderung der Machtstrukturen in der katholischen Kirche, diese Themen betreffen auch uns in St. Josef. Dazu Stellung zu beziehen ist Aufgabe des Kirchengemeinderates. Das ist Neuland. Bislang bezogen sich die Themen der Sitzungen eher auf interne Angelegenheiten. Jetzt weiten wir unseren Blick auf uns herum. Wir haben die Themen in mehreren Sitzungen ausführlich diskutiert und in einem Brief an unseren Bischof Gebhard Fürst unsere Sorge um die Kirche formuliert.
Diesen Weg wollen wir weitergehen. Das Jahresthema für dieses Kirchenjahr „Lasst frischen Wind rein“ soll uns dazu inspirieren. Bildlich gesprochen haben wir neues Ackerland bearbeitet und uns geerdet. Nun heißt es, einen neuen Geist hereinzulassen. Es ist eine Aufforderung an uns als Gemeinde, aber auch eine Aufforderung an unsere Kirche. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung, für die Vielfalt unserer Gesellschaft, für die Einheit und Glaubwürdigkeit unserer Kirche. „Lasst frischen Wind rein“ -diese Aufforderung wird Papst Johannes XXIII. zugeschrieben, dem Papst, der die Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in die moderne Zeit geführt hat.
Eine Modernisierung unserer Kirche ist auch heute zur Herstellung ihrer Glaubwürdigkeit notwendig. In der Initiative „Konzil von unten“ haben sich in unserer Diözese der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, eine Solidaritätsgruppe von Priestern und Diakonen, der Katholische Deutsche Frauenbund und die Initiative pro concilio zusammengeschlossen. Ziel der Initiative ist es, den kirchlichen Reformstau zu beenden. In der nächsten Kirchengemeinderatssitzung will sich der Kirchengemeinderat mit der Initiative befassen und weitere Schritte überlegen.
Liebe Mitchristen,
unsere Kirchengemeinde steht insgesamt gut da: einige unserer Baumaßnahmen sind abgeschlossen - wir freuen uns am neuen Licht in der Kirche, der Umbau der Sakristei mit Einbau der neuen behindertengerechten Toilette und der barrierefreie Zugang zur Sakristei ist fertiggestellt. Der barrierefreie Zugang zum Gemeindehaus vom Garten her wird, sofern das Wetter es zulässt, noch im Januar erfolgen. Gleichzeitig wird im kleinen Saal ein neues Türelement eingebaut. Danach erfolgt die Erneuerung der Decke im Gemeindesaal mit neuem Licht und einer Schalldämmung.
Wir haben Dank der liberalen Kirchengemeindeordnung in unserer Diözese gut funktionierende Strukturen. Der Kirchengemeinderat hat in vielen Bereichen Entscheidungsrechte. Durch die Besetzung der 50 % Stelle mit Pastoralreferent Nils Materne ist Pfarrer Lackner entlastet und Jugendarbeit und Familienpastoral können neu belebt werden. Aber am allerwichtigsten sind die vielen Helferinnen und Helfer mit den unterschiedlichsten Aufgaben in unserer Kirchengemeinde. Ohne Sie fände kein Gemeindeleben statt. Ihnen allen danke ich von Herzen für Ihre Unterstützung. „Lasst frischen Wind rein“ . Lassen auch Sie sich von dieser Aufforderung inspirieren, unterstützen Sie uns weiterhin bei unser aller Aufgabe, die Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben und für die Glaubwürdigkeit unserer Kirche einzustehen und auch zu kämpfen. In einem knappen Vierteljahr sind Kirchengemeinderatswahlen. Unser Wahlausschuss ist bereits sehr aktiv bei der Gewinnung von Kandidaten. Der Erfolg hängt davon ab, dass die Arbeit des Kirchengemeinderats in der Gemeinde eine gute Wertschätzung erfährt und dass viele Gemeindeangehörige bereit sind, für eine begrenzte Zeit ein Stück gestalterische Verantwortung für unser Gemeindeleben zu übernehmen. Die Wertschätzung des Kirchengemeinderats ist übrigens bereits bei der Wahlbeteiligung ablesbar. In diesem Sinne bitte ich Sie herzlich und dringend, Ihr aktives und passives Wahlrecht verantwortungsvoll wahrzunehmen.
Für das kommende Jahr bitten wir. "Veni Sancte Spiritus tui amori ignem accende - Komm, heiliger Geist, entzünde das Feuer deiner Liebe".
Anita Meyer, 2. Vorsitzende des KGR Jungingen
So manches neue Kleidungsstück wird auch in diesem Jahr wieder unter dem Weihnachtsbaum liegen, liebevoll eingepackt in glänzendes Weihnachtspapier und sehr zur Freude des Beschenkten. So manches getragene Kleidungsstück wird sich dann nach Weihnachten im Altkleidersack wieder finden und darauf warten, in den nächsten Altkleidercontainer geworfen zu werden. Eine Million Tonnen Altkleider fallen jedes Jahr allein in Deutschland an! Wir ertrinken in einer Flut von Altkleidern. Warum sollten wir dann unsere Altkleider in einen Container der Aktion Hoffnung werfen oder bei der nächsten Altkleidersammlung an die Straße stellen?
Die Aktion Hoffnung:
Drei gute Gründe, Ihren nächsten Altkleidersack in einen Container der Aktion Hoffnung einzuwerfen. Für Ihre Altkleiderspende steht sowohl auf dem Kirchplatz im Nauweg 3 in Jungingen als auch bei der Gut-Hirten-Kirche im Haslacher Weg ein Container der Aktion Hoffnung bereit. Für Ihre Spende: ein herzliches Vergelt’s Gott.
Der Eine-Welt-Kreis von St. Josef
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