Die erste Frage: Was ist tatsächlich geschehen? Das Johannesevangelium wurde erst spät geschrieben, lange nach den drei anderen Evangelien, vermutlich um das Jahr 100, 70 Jahre nachdem Jesus gestorben war. Daher taugt das Johannesevangelium nur bedingt als Fundort für geschichtliche Fakten. Das vierte Evangelium ist mehr Deutung und Meditation über Jesus als historische Quelle und doch überliefert es manches, was sich tatsächlich ereignet hat: Jesus hat den Menschen Gutes getan. Er hat ihnen Leben geschenkt, gutes Leben. „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Jesus hat Schüler um sich gesammelt, Freunde, Jünger. Ihnen hat er offenbart: Gott ist wie ein guter Vater zu uns. „Allen …, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ Doch Jesus hatte auch Feinde. Sie sorgten dafür, dass er beseitigt wurde. „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Wir kommen zur zweiten Frage: Was sagt uns der Text über Gott, über Jesus, über unseren Glauben? Der Anfang des Johannesevangeliums, der Johannesprolog, er ist wie eine große Ouverture. Alle Themen, alle Motive, die nachher im Evangelium gespielt und variiert werden, sie klingen hier schon an: Leben, Licht und Finsternis, Welt, Herrlichkeit, Gnade, Wahrheit und vor allem das Wort. Jesus ist das Wort. Es ist schon vor aller Zeit bei Gott. Es ist selbst Gott. Durch das Wort ist alles geschaffen worden. Das Wort, griechisch „logos“, ist verwandt mit unserem Wort „Logik“. Logisch, Gott hatte einen Plan, als er die Welt erschaffen hat, einen perfekten Plan. Alles passt wunderbar zusammen. Nichts wird dem Zufall überlassen. Alles ist erschaffen nach Plan, mit System, logisch, durch das Wort. Starke Bilder, Motive, Begriffe. Sie versuchen, das Geheimnis zu erfassen, das Geheimnis unserer Welt, das Geheimnis, das wir Gott nennen. Es folgt die dritte Frage: Was sollen wir tun? Wir sollen ihn aufnehmen, Jesus, Gott, wenn er in sein Eigentum kommt, zu uns. Wir sollen an seinen Namen glauben. Wir dürfen erkennen, dass wir Kinder Gottes sind, seine Söhne und Töchter. Alle, die an Jesus glauben, sind miteinander verbunden, Brüder und Schwestern. Alle, die an Gott glauben, sind miteinander verbunden, Geschwister. Alle Menschen sind miteinander verbunden, weil alle Gottes Kinder sind, von ihm erschaffen ganz am Anfang durch das Wort. Wer das erkennt, der wird sich dafür einsetzen, dass alle Menschen gut leben können. Wer das erkennt, wird keinen anderen ausgrenzen, weil er nicht katholisch ist, weil er kein Christ ist, weil er nicht an Gott glaubt, weil er ein Fremder ist. „Das Licht leuchtet in der Finsternis.“ Es bleibt die vierte Frage: Was dürfen wir hoffen? Gott schenkt Leben in dieser Welt und über diese Welt hinaus. Am Ende wartet nicht die Finsternis, sondern das Licht. Wir werden seine Herrlichkeit sehen, „die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater“. Jesus Christus tut den Menschen Gutes. Er ist Leben, Licht und Wahrheit. Er ist Gottes gutes Wort für uns. Er hilft uns, alles zu tun, damit Menschen gut leben können. Sein Licht leuchtet uns in dieser Welt und darüber hinaus bis in Ewigkeit.

Pfr. Dr. Bernhard Lackner