Im November 2016 kündigte Pfarrer Dr. Lackner für die Seelsorgeeinheit Böfingen/Jungingen an, dass das Jahresthema 2017 „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“ heißt. Es soll um Fragen gehen, wie wir uns Kirche in Zukunft vorstellen, denn viele Kirchengemeinden haben bereits heute keinen eigenen Pfarrer mehr am Ort. Und es wird sicherlich nicht einfacher, das kirchliche Leben in seiner bisherigen Form weiter zu führen. Auftaktveranstaltung war eine gemeinsame Klausurtagung der beiden Kirchengemeinderäte am Samstag, 12. November, in Blaubeuren. Im Gemeindeblatt vom Dezember wurde darüber berichtet: „Wir haben realisiert, dass der Prozess „Kirche am Ort“ von seinem Verlauf und seinem Ergebnis her ganz offen ist. Es kommt darauf an, was wir daraus machen. Es könnte spannend werden.“ Aufhorchen ließ uns im April der Bericht „Pro Concilio“. Die Initiative pro concilio engagiert sich dafür, auch verheiratete Männer („viri probati“) zur Priesterweihe zuzulassen. Dies soll ein erster Schritt sein zur Reform der Kirche im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils. Dem Bericht zufolge haben die Kirchengemeinderäte in Böfingen und Jungingen ausführlich über diese Initiative beraten. Im Gegensatz zum KGR Jungingen kam in Böfingen keine Mehrheit dafür zustande, diese Initiative durch Auslegen einer Unterschriftenliste zu unterstützen. Warum so zaudernd und mutlos? Das Jahresthema 2017 ernstgenommen, hätten wir im Vorfeld auch eine Information aller Gemeindemitglieder über die anstehenden Beratungen erwartet. So, wie es jetzt gelaufen ist, wird das Anliegen der Initiative pro concilio mehr oder weniger unter den Teppich gekehrt. Glaubt man wirklich, die Diskussion über das Thema Priestermangel – als Teil des Projektes „Kirche am Ort“ – auf St. Nimmerlein vertagen zu können? Dass es auch anders geht, haben wir bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Gemeindehaus von St. Georg erlebt.
Margret und Wilhelm Forst
Kirche am Ort – aber sicher!
Im Frühjahr hätte der Erneuerungsprozess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“ in unserer Seelsorgeeinheit mit voller Kraft starten sollen. Doch der liebe Gott hat beschlossen, mich stattdessen in die Universitätsaugenklinik Ulm zu schicken, wo ich zweimal operiert wurde. Anschließend war für mich mehrere Wochen verordnete Arbeitspause. Nur das Nötigste konnte erledigt werden. In dieser Zeit hat sich gezeigt, dass Kirche auch ohne Pfarrer am Ort funktioniert. Ein ganz großes Dankeschön an alle, die mich vertreten haben. Jetzt, im Herbst, versuchen wir es noch einmal mit „Kirche am Ort“, angeleitet vom Prozessteam und von unserer Referentin Martina Thalheimer. Der KGR Böfingen konnte sich nicht entschließen, die Aktion „pro concilio“ zu unterstützen. Die Weihe von verheirateten Männern zu Priestern (viri probati) löst das Problem von Kirche und Glaube bei uns nicht. Würde man verheiratete Männer zu Priestern weihen, hätten wir ein paar Pfarrer mehr, dafür aber einige Diakone, Pastoralreferenten und Gemeindereferenten weniger. Nicht nur die Anzahl der Priesteramtskandidaten, auch die Zahl der Bewerber für die Berufe der Pastoral- und Gemeindereferenten geht zurück. Die evangelische Kirche hat verheiratete Pfarrer und Pfarrerinnen und steht nicht besser da als wir. Auch sie kann nicht mehr alle Pfarrstellen besetzen. Der Lösung des Problems kommen wir näher, wenn wir fragen: Wie wichtig sind uns und unseren Zeitgenossen Glaube und Kirche? Was sind wir bereit dafür einzusetzen? Haben Eltern den Mut, ihren Kindern zu bezeugen, dass der Glaube kostbar ist und dass es sich lohnt, Priester zu werden?
Pfarrer Dr. Bernhard Lackner