Wind in den Segeln, die Sonne im Gesicht, im Hintergrund eine dunkle Wolkenfront, ein kleiner hölzerner Nachen vor einem riesig wirkenden See mit noch sanften Wellen. Welch ein schönes Bild für das "Leben mit Gott": Lebendigkeit, Kraft, etwas Spielerisches! Aber auch, ich habe es nicht immer selbst in der Hand, fast ein Ausgeliefertsein. Aber sein Angesicht leuchtet doch über uns - welch eine Freude und Trost! Es gibt viel, was wir von unseren jüdischen Glaubensgeschwistern lernen können. Für uns westliche Christen ist Gott bzw. Religion oft etwas, dem wir uns mit dem Kopf annähern. Wir haben den Eindruck es mit etwas rein Immateriellem zu tun zu haben. Dem Judentum ist diese Trennung zwischen geistlichen Dingen und dem tatsächlichen Leben ziemlich fremd. Das Alte Testament lässt sich nicht verstehen, ohne Verständnis für hl. Räume und Zeiten und der Sehnsucht sich zu heiligen, so dass Gott im Volk Wohnung nehmen kann. Das beginnt z.B. mit der Erkenntnis, dass die Gestirne zur Bestimmung von Festzeiten gemacht sind. Die Psalmen sind Gebete für jede Lebenssituation und Gefühlslage. Ort von Religionsausübung ist zuvorderst die eigene Familie, z.B. beim Abendessen an Shabbat. In diesen Ausdrücken sticht Gott als Gott des Lebens sehr deutlich hervor. Und die jüdische Kinderfreundlichkeit, die Ausgelassenheit, der religiöse Alltag… - es gibt so viel abzuschauen! Diese Gedanken kamen mir, als ich das Titelbild von Christiane Röder zum Sommer-Gemeindebrief mit der Bitte vorgelegt bekam, diesen Leitartikel zu verfassen. Und das am Sommeranfang mit Blick auf Urlaub, dem einen oder anderen Fest, Zeiten der Entspannung, Zeit für Abenteuer und leider auch beständig mit dunklen Wolken am Horizont. Vielleicht entdecken wir in diesem Sommer Gott als „Gott des Lebens“ einmal neu und begegnen Ihm mit wachen Augen. Ich wünsche Ihnen dabei immer Seine Sonne im Angesicht!
Ihr Michael Seitz, Diakonatsanwärter