Erntedank
Am Erntedankfest danken wir für die Ernte des Jahres. Für die Gaben, die wir und andere für uns geerntet haben: Getreide, Obst, Feldfrüchte. Lebensmittel, die wir notwendig brauchen. Gleichzeitig hören wir in den Nachrichten von Naturkatastrophen. Von Unwettern. Von Überschwemmungen. Verursacht werden sie vermutlich auch durch die Klimaerwärmung. Das Klima verändert sich. Es wird wärmer. Extremer. Weil wir Menschen zu viel Öl, Kohle und Gas verbrennen. Sagen die Wissenschaftler. Unsere Welt ist gefährdet. Ist das Christentum an der Umweltzerstörung mitschuldig? In der Bibel, in der Schöpfungsgeschichte, da heißt es doch: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen." „Unterwerfen“ und „Herrschen“. Diese Worte haben Menschen oft falsch ausgelegt. Sie waren für sie gleichbedeutend mit "Ausbeuten“ und „Zerstören“. Ohne Rücksicht auf Verluste. Der Mensch ist Herr über die Schöpfung. Er darf mit ihr machen, was er will. Die Bibel freilich meint etwas anderes: Gott hat den Menschen als sein Abbild erschaffen. Gott ist kein Tyrann, der die Welt gnadenlos ausbeutet und zerstört. Er ist vielmehr wie ein Gärtner. Er sorgt dafür, dass alles wächst und gedeiht. Er hegt und pflegt seinen Garten. Jedes einzelne Pflänzchen. Die Herrschaft Gottes ist eine lebensfördernde und bewahrende Herrschaft. Deshalb soll auch der Mensch als Abbild Gottes die Schöpfung nicht zerstören. Er soll sorgsam und lebensförderlich mit ihr umgehen. Der Garten darf nicht zur Wüste werden. Wir danken für die Ernte des Jahres. Gleichzeitig ist uns bewusst: Wir Menschen sind Abbild Gottes. Wir tragen Verantwortung dafür, dass die Welt erhalten bleibt für uns und für die kommenden Generationen.
Dr. Bernhard Lackner, Pfarrer
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